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I. Weltlage. SocialismuS. Religion und Kirche. 75 ichtung gestellt rgcnde, nd eine freunde ec vom zuvor eile sich reichte xwegt, Damit Geleise mmnd, ihl in cnntniß hristen- utlicher che ein neindc, Archen« ruht, Dieser erthum weil cS es und che ist, -wirten rner sie Glau- unden, on der Daher ldlichcn Publi- lkssou- in nüt de der uf die sauren övhen- Klerus wie cs ) zwar -'ine zu zählen gehabt d auf- lastlich ernsten Bemühungen der freien Theologie. So kam es, dah im preußischen Staate bei Besetzung von Kirchen-, Schul- und Lehrämtern, vor Allem von theologischen Professuren, ja selbst bei Verwaltungs- und Richtcrstellen, immer ausschließlicher die kirchliche Gesinnungstüchtigkeit der Bewerber berücksichtigt ward, indem wie das Kirchcn- rcgiment so auch das Kultusministerium und andere hohe Behörden aus strenggläu bigen Männern zusammengesetzt, den Sympathien des Monarchen folgten. Letzterer mochte bei solchem Streben von der Idee geleitet sein, der protestantischen Kirche als dem in Deutschland maßgebenden kirchlichen Elemente diejenige Einigkeit, Haltung und Festigkeit zu verleihen, die ihr zwischen dein streng organisirtcn Katholicismus Frank reichs und der griechischen Kirche Rußlands eine würdige Stellung sichern sollte. Aber dieser Gedanke scheiterte thcils an den ungeschickten Operationen der Männer, welche der König als Rathgeber und Vollstrecker seiner Pläne gewählt hatte, thcils an dein religiösen Frcihcitsgefühl des deutschen Mittelstandes, welcher sich bei aller sonstigen Loyalität doch seinen Glauben nicht gern von oben dictircn läßt. Eine Zeit lang schien freilich Alles anders werden zu fallen unter der „neuen Aera". Keine andere Seite des bisherigen Systems erfuhr in der Ansprache des Prinz- Regenten an sein neues Ministerium eine so schonungslose Vcrurtheilung wie die kirch liche. „Eine der schwierigsten und zugleich zartesten Fragen — hieß es da — die ins Auge gefaßt werden muß, ist die kirchliche, da aus diesem Gebiete in der letzten Zeit viel vergriffen worden ist. Zunächst muß zwischen beiden christlichen Consessionen eine möglichste Parität walten. In beiden Kirchen muß aber mit vollem Ernst den Bestre bungen entgegcngetrctcn werden, die dahin abziclcn, die Religion zum Deckmantel poli tischer Bestrebungen zu machen. In der evangelischen Kirche, wir können cs nicht leugnen, ist eine Orthodoxie cingekehrt, die mit ihren Grundanschauungen nicht ver träglich ist und die sosort in ihrem Gefolge Heuchler hat. Diese Orthodoxie ist dem segensreichen Wirken der evangelischen Union hinderlich in den Weg getreten, und wir sind nahe daran gewesen, sie zerfallen zu fchen. Die Aufrechthaltung derselben und ihre Weiterbeförderung ist mein fester Wille und Entschluß, mit aller billigen Berück sichtigung des consessioncllen Standpunktes, wie dies die dahin cinschlagcnden Dccretc vorschreibcn. Um diese Aufgabe lösen zu können, müssen die Organe zu deren Durch führung sorgfältig gewählt und theilweise gewechselt werden. Alle Heuchelei, Schein- Heiligkeit, kurzum alles Kirchcnwescn als Mittel zu egoistischen Zwecken ist zu entlarven, wo es nur möglich ist. Die wahre Religiosität zeigt sich im ganzen Verhalten des Menschen; das ist immer ins Auge zu fasten und von äußeren Gebühren und Schau stellungen zu unterscheiden". In der That schieden jetzt Stahl aus dein Oberkirchenrath, Raumer aus dem Kultusministerium, beide kurz darauf aus dem Leben. Der wahren Beschaffenheit des scheinbaren Umschwungs sah gleichwohl schon jetzt Hengstenberg auf den Grund; sonst hätte dieser sonst so vorsichtig nach den Strömungen in höheren Regionen ausspähende Theologe es schwerlich gewagt, in seiner „Evangelischen Kirchenzeitung" der neuen Aera ganz offen zu spotten, an Salomo zu erinnern, der „sein Herz anderen Göttern zn- geneigt", und die Acte und Erklärungen des neuen Kultusministers von Bethmann- Hollweg hinsichtlich des Ehe- und Dissidcntcnwesens mit der Verleugnung des Petrus und dem Verrath des Judas zu vergleichen. Immerhin wurde dadurch zwischen Kir chenregiment und „Evangelischer Kirchenzeitung" wenigstens eine Unterscheidung ermög licht, wenn auch die Nachwirkungen der früheren Periode innerhalb der kurzen Herr schaft der „neuen Aera" nicht zu überwinden waren. Das Bedeutendste, was unter Bethmann-Hollweg geschehen ist, besteht in der Einführung von Gemeindckirchcn- räthcn und Kreissynoden auch in allen Theilen der sechs östlichen Provinzen. Einst-