V. Geschichte der Jahre 1865 bis 1870. 901 den; für Oesterreich die Aufrcchthaltung seiner bedeutenden Stellung in Deutsch- lmd; für Italien, daß Oesterreich gegen eine gerechte Entschädigung demselben Venetien abtretcn möchte". Daher faßte man in Berlin den Entschluß, die einst iin Baseler Frieden vereinbarte Demarkationslinie zwischen Nord- und Süd deutschland wiederhcrzustcllen und den Main als Grenze bezeichnend alle im Norden dieses Stromes gelegenen Staaten zu einem Kriegsblind unter Preußens Führung zu vereinigen oder doch zu einer neutralen Haltung zu nöthigcn. Zu dem Zwecke richtete Preußen an die bei dem Bnndcsbcschluß betheiligten drei Staaten, die allein in Betracht kommen konnten, an Hannover, Sachsen und Kurhessen Sommationsnoten, in welchen es bis zum nächsten Tag Erklärungen forderte, ob die drei Fürsten von dem Bundesvolum zurücktreten, ihre Truppen auf den Fricdcnsfuß setzen und sich dem neuen Bunde auf Grund des Rcform- tutwurfs vom 10. Juni anschlicßen wollten. Für den Fall der Zustimmung Murde ihnen der Fortbesitz ihrer Länder und ihrer Souvcränetätsrcchte innerhalb der Grenzen der Bundcsreform zugcsichcrt, im Fall einer Weigerung ward mit militärischen Maßregeln gedroht. In einer Proclamation „an das deutsche Volk" rechtfertigte die Regierung die zur „Vcrthcidigung der bedrohten Unabhängigkeit Preußens" angeordncte Einberufung der gesammtcn Heerkraft und sprach den Entschluß aus, „für die im Interesse Einzelner bisher gewaltsam gehemmte natio- Ae Entwickelung Deutschlands den Kampf aufzunehmen". Diese Eile war um so Mehr geboten, als auch in Süddcutschland die Mobilmachung der Bundestrup- fen, die dem Obercommando des bejahrten Prinzen Karl von Baiern unter stellt waren, eifrig betrieben wurde und Preußen viel daran gelegen sein mußte, die Vereinigung derselben mit den norddeutschen Armcccorps zu verhindern. In Hannover war man eine Zeitlang schwankend; als aber der österreichische General Prinz Karl Solms in geheimer Mission in der Hauptstadt eintraf, erhielt die streußenfeindlichc Partei, an ihrer Spitze der Minister Graf Platen-Hallermund, die Oberhand in der Umgebung des Königs. Die verlangte friedliche Neutralität d>urde abgclchnt und die Mobilmachung fortgesetzt. Wie der preußische Gesandte 27. Mai. "ach Berlin meldete, hatte man dem König den Glauben beigebracht, daß Preu- strn mit Frankreich einen Vertrag über Abtretung des Nheinufers und Entschä digung durch Hannover und Sachsen abgeschlossen habe. In Dresden und Eassel hatten die Vorschläge Bismarck's keinen bessern Erfolg. Die drei Regie- jungen wiesen die Aufforderung zurück, worauf die Kriegserklärung und anns. io. zum. Agenden Tag das Einrücken der Preußen erfolgte. Dem Gesuche Sachsens um ^undeshülfe wurde in Frankfurt entsprochen und Oesterreich und Baiern aufge- iardert, diese Hülfe allen Bedrohten zu gewähren. Dies gab Preußen Beran dung, den Oesterreichern durch Parlamentäre verkündigen zu lasten, daß man zugesagte Hülfeleistung als Kriegserklärung ansehe. Kurz nachher erklärte "uch die Florentiner Regierung den Krieg an Oesterreich, weil der Kaiserstaat neuconstcuirte Königreich nicht anerkenne und fortfahre, die edelste Provinz