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900 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiscrthnm« -c. die zweite schlesische Arniec unter dem Kro «Prinzen, während die erste schleW Armee unter dem Oberbefehl deSPrinzen Friedrich Karl das Cculrnm zwischen Hoyerswerda und Görlitz inne hatte. In Berlin stand rin Rcscrvccvrps mA General Mülbe. Ain wenigsten zahlreich und zum Theil weit auseinander lic- gcnd oder noch im Bilden begriffen war dicWcstarmec unter Vogel v. Falekcn- stein, welche Westfalen und Rheinland decken und gegen Hannover, Hessen ns Nassau operircn sollte. Dazu gehörten die Divisionen Soeben, Beyer nnb Manteuffel. Die Bundcsfestungcu und die Stadt Frankfurt waren schont 1. Juni auf Antrag Baierns von den österreichischen und preußischen Besatzung truppen geräumt und durch Garnisonen aus anderen Bundesstaaten besetzt worden — Die österreichische Armee war unter dem Oberbefehl des Fcldzeugmciflcrs Benedek, der sich in der Schlacht von Solferino durch Geschicklichkeit und Tapfer keit hervorgethan hatte, in einem weiten Bogen von Krakau bis auf das linke Elb- ufcr in West-Galizien, Mähren, Ocstcrrcichisch-Schlesicn und Böhmen längs der Eisenbahnlinie ausgestellt, so das; die Hauptstärke zwischen Olmütz und Joscph- stadt conccntrirt war. Auch bei Bodenbach an der sächsischen Grenze wäre» namhafte Truppenmasscn angesammelt. Wenn Benedek in seinem ersten Hcer- befehl an die Nordarmce, worin er sagte, daß der Kaiser das Schwert gezogen habe für die Ehre, die Unabhängigkeit und die Macht Oesterreichs, sich auf sei" „altes Soldatenglück" berief, so sollte sich sein Vertrauen diesmal nicht bewähren. Obwohl von seinem Monarchen mit der Vollmacht freien Handelns ausgerüstet, sah er sich doch vielfach durch aristokratische Vorurtheile, durch klerikale Einflüsse, durch die Unfähigkeit oder Leichtfertigkeit mancher Unterbcschlshaber in seine" militärischen Plänen und Unternehmungen gehindert oder abgclcnkt. Auch ergab sich bald, wie später der kriegsgerichtliche Urtheilspruch darthat, „daß Fcldzeug- meister Benedek einer so großen Aufgabe nicht gewachsen war, daß in seine" Plänen und Dispositionen Mißgriffe statt gefunden, welche nach den Regeln der Kriegskunst keineswegs zu rechtfertigen seien". n Durch den Bundesbeschluß vom 14. Juni war für die deutschen Staaten keine Mamsl».uin. neutrale Stellung mehr möglich, sic mußten sich der einen oder der andern Gross macht anschließend in die kriegerische Action cintretcn. Sollte nun Preußen bei der ungünstigen geographischen Lage seines Läudergebictes nicht in der freien Benutzung seiner Streitkräfte gehemmt sein, so mußte cs vor Allem suchen, diejenigen Staaten, durch welche seine östlichen und westlichen Provinzen unterbrochen waren, vom An schluß an den Feind abzuhaltcn. Dabei mußte man jedoch auch auf den Kaiser von Frankreich Rücksicht nehmen, der nach dem vereitelten Congreß in einem Schreiben an den Minister Drouyn de Lhuys vom 11. Juni eine „aufmerksame Neutralitäi' empfohlen und seine Wünsche, die auf dem Congreß hätten rcalisirt werden sollen, in folgende Punktc zusammengcfaßt hatte: „Für die secundären Staaten deS deutschen Bundes eine engere Vereinigung, eine kräftige Organisation, eine be deutendere Rolle; für Preußen eine größere Gleichartigkeit und Macht im Nor-