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894 D. Non Errichtung des zweiten franz. Kaifenheim- :c. riums von dein König angcordncte Auflösung der preußischen RcichsvcrsanunlrH trug noch zur Erhöhung der erbitterten Stimmung bei Allenthalben wuckr die beurlaubten oder in Reserve gestellten Mannschaften unter die Waffen gcrumü säumige Regierungen wurden durch den VolkstcrroriSmus fortgerissen. Ke gebens versuchte eine zahlreiche Versammlung deutscher Abgeordneten, die ßö um Pfingsten in Frankfurt cinfaud, eine vermittelnde Ansicht zur Geltung i" bringen: man sollte dahin trachten, daß der bevorstehende Bruderkrieg nicht gar? Deutschland in zwei große Lager theilc, sondern auf den engsten Raum beschränk bleibe, indem man die mittleren Staaten, insbesondere die süd-wcstdeM Gruppe von einer Thcilnahme an dem Kampfe der Großmächte abznhalten such'! diese von dein Ausschüsse beantragte und von der Mehrheit gebilligte „Neutral tät" wurde von einer zu gleicher Zeit abgchaltcncn demokratischen VolksversrnM lung für „Feigheit und Vcrrath" erklärt, eine Parole, die nnn als Agitation mittel nntcr die Masse geworfen ward. Bald sah sich auch Baden, wo die lik' ralc Regierung schon lange der Gegenstand der heftigsten Anfeindungen vs« Seiten einer ultramontanen „Casino-Partei" war, zu einer Annäherung an Nachbarstaaten genöthigt, zumal seitdem an der Stelle des freiwillig ausgetrek' ncn Frcihcrrn von Roggcnbach der Minister v. Edclshcim die auswärtigen Ar' gelcgenheitcn im Sinne der österreichischen Bundcspolitik leitete. Noch ciw»^ leuchtete ein Schimmer von Hoffnung, der von der deutschen Nation so heiß flehte Frieden könne noch erhalten werden. Die neutralen Großmächte Fran!' reich, England und Rußland ließen eine Einladung zu einem Congreß ergehe wo die drei brennenden Fragen des Tages, die Elbhcrzogthümcr, der italienisch Streit, die Buudcsrcform auf diplomatischem Wege gelöst werden sollten. 21.Mai 18M. gleich wurde von neun Regierungen der Mittclstaatcn in Folge einer zu Bauch!? abgchaltcncn Ministcrconfercnz ein gemeinsamer Antrag auf gleichzeitige Ad' rüstung sämmtlichcr Bundcsglicder an einem bestimmten Tage bei der Bunde-' Versammlung cingcbracht, und der Großherzog von Baden, ein Fürst von Warna! Vaterlandsliebe erfüllt und durch nahe Familicnbande mit dem preußische 2. Juni. Königshansc verwandt, begab sich nach Pillnitz bei Dresden, um zwischen Sachs'" und Preußen eine Verständigung zu vermitteln. Aber die schwache Hofsn»^ sollte bald verschwinden. König Johann, der kurz zuvor bei Eröffnung d>- Landtagcs erklärt hatte, daß auch der Mindermächtigc sich entehren würde, er unberechtigten Drohungen nicht mit männlichem Muth entgcgcnträte, beharr!' bei dem Bunde mit Oesterreich; theils aus altsächsischcm Groll gegen das M ßische Vergrößcrungsstreben, theils aus religiösen und politischen Sympathie» ^ den Kaiserstaat, theils durch den Einfluß des auf Preußen erbitterten MnD!' v. Beust fühlte er sich mehr auf jene Seite hiugezogcn. Die vorgcsclM!'' Pariser Friedcnsconfcrenz aber, auf welche Preußen und Italien einzugchen reit waren, vereitelte das Wiener Cabinct durch die Erklärung, daß es nur dem Vorbehalte sich dabei bethciligen könne, „daß keine Combination auf