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V. Geschichte der Jahre 1865 bis 1 870. 889 werde, ob mau die Gasteiner Convention mit gewaltsamer Hand zu zerreißen gedächte; falle die Antwort unbefriedigend oder ausweichend aus, so müsse man die Bemühungen um ein Einverßänduiß mit Preußen als gescheitert anschcn und es trete daun der Augenblick ein, wo die kaiserliche Regierung das Ein- schreiten des Bundes auf Grund des Artikels 11 der Bundcsacte und des Arti es 19 der Wiener Schlußacte in Anspruch nehmen müsse, um zu verhüten, daß Streitigkeiten zwischen Buudcsglicdcrn mit Gewalt verfolgt würden. Des halb werden die deutschen Regierungen ersucht, in vertraulicher Weise Mitthci- iung zu machen, ob man in Wie» auf ihre Unterstützung rechnen könne für den Fall, daß man gegenüber dem drohenden Auftreten Preußens zu kriegerischen Maßregeln für Erhaltung des Friedens genölhigt sein würde. Zugleich wurde« die Truppen an den schlesischen Grenzen verstärkt, die Festungswerke von Krakau Mmirt und andere kriegerische Vorbereitungen getroffen. In Berlin begegnete Mn diesen Schritten mit ähnlichen Maßregeln. Wenn Oesterreich, nun wieder in seine alte Politik einlenkend, den Bundestag auf seine Seite zu ziehen suchte, M im Verein mit ihm dem bisherigen Allürteu entgegen zu treten, so erklärte Traf Bismarck in einer Circulardcpeschc vom 24. März, nachdem er die Ent- siehung des Couflicts dargclegt und die Nothwendigkcit auseinander gesetzt, den Ericgsrüstungen des Kaiscrstaats mit ähnlichen Rüstungen zu begegnen, daß Preußen nicht blos Maßregeln für seine augenblickliche Sicherheit ergreifen, son dern sich auch nach Garantien für die Zukunft umschen müsse, daß aber dec deutsche Bund in seiner gegenwärtigen Gestalt diese Garantien nicht biete. Die Erfahrung habe gelehrt, daß selbst in dem Fall, wo die beiden Großmächte einig Mren, die Bnndesinstitutioncn nicht ausrcichten, um Deutschland an einer "rtiven, nationalen und erfolgreichen Politik Theil nehmen zu lassen, noch viel weniger aber würden sie einen ernsten Antagonismus beider Mächte ertragen, Mien drohenden Bruch und Conflict verhüten oder überwinden können. Würde Preußen jetzt angegriffen, so könnte es eine buudesmäßige Unterstützung nicht erwarten, sondern sei lediglich auf den guten Willen einzelner Regierungen an- Wiesen, die ohne Rücksicht auf den gewöhnlichen bundesmäßigen Weg ihm ihre Äffe gewährten. „Schon durch die geographische Lage wird das Interesse Preußens und Deutschlands identisch", heißt cs wörtlich, „dies gilt zu unsern, Wie zu Deutschlands Gunsten. Wenn wir Deutschlands nicht sicher sind, ist Unsere Stellung gefährdeter, als die der anderen europäischen Staaten; das Schicksal Preußens aber wird das Schicksal Deutschlands nach sich ziehen, und wir zweifeln nicht, daß, wenn Preußens Kraft gebrochen wäre, Deutschland an ^r Politik der europäischen Nationen nur noch passiv betheiligt bleiben würde, ^irs zu verhüten, sollten alle deutschen Regierungen als eine heilige Pflicht au- whm und dazu mit Preußen zusammenwirken. Wenn der deutsche Bund in Wmer jetzigen Gestalt und mit seinen jetzigen politischen und militärischen Ein- ^chtungen den großen europäischen Krisen, die aus mehr als einer Ursache