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Staaten Nordamerikas). 863 IV. Außcreurop. Staaten (Bereu«. Wem, welche bald in allen Theilen des Nordens mit gleicher Macht hcrvor- brach; eine heftige Polemik, die sich in die Literatur und in die Kirche Bahn brach, entfaltete ihre aufregende Wirksamkeit. Wer erinnert sich nicht des großen Aufsehens, welches iin Jahre 1852 der Roman.„Onkcl Toms Hütte" von Harriet Beecher Stowe in ganz Europa hervorbrachte? (XIV, 986). In Zeitungen, Flugschriften, Kanzelreden wurde die Sclaverei angegriffen und ihr Fortbestehen als Schandfleck der amerikanischen Verfassung dargcstcllt. Keine Schattenseite, keine Unwürdigkeit, keine Schwach, die dem Sclavensystcm anklebte, blieb un- geriigt. Man fand Beispiele in Menge, wo die Gesche nicht hinreichten, die unfreien Arbeiter gegen die Brutalitäten gewinnsüchtiger und hartherziger Ge bieter zu schützen; cs kam zu Tage, daß, da durch den Kongreß wie durch die europäischen Seemächte die Einfuhr neuer Sclaven aus Afrika verboten und damit der Menschenhandel sehr erschwert war, in Amerika selbst „Züchtungsan stalten" zur Vermehrung der Sclavcnbcvölkcrung bestanden, daß cs nicht selten borkain, daß Sclavenhalter mit Negerinnen Kinder zeugten und sie dann ver kauften, also ihr eigenes Fleisch und Blut auf den Markt brachten. Man warf den Sclavenhalter» mit Recht vor, daß sie Mitchristcn, die doch wie sie selbst durch den göttlichen Weltheiland von den Banden der Knechtschaft erlöst worden seien, von jeder Lebensgemeinschaft, von jeder Fortbildung durch Belehrung fern hielten, daß bei Strafe verboten war, den Negern Unterricht zu ertheilen, daß pharisäische Geistliche der englischen Kirche die Rechtmäßigkeit der Sclaverei aus der Bibel zu beweisen suchten, daß die Weißen des Südens selbst die Abkömmlinge aus Misch ten, bei denen nur ein dunkler Schatten um die Augen die Spuren von Neger blut verrieth, bis in die entfernten Geschlechter vom Umgänge ausschlossen. Je heftiger aber die Angriffe wurden, je leidenschaftlicher sich der Kampf gestaltete, desto hartnäckiger beharrten die Männer des Südens auf dem, was h-nn. sie ihr Recht und ihr Eigenthum nannten. Sie setzten dem Drängen der Aboli- iionisten einen Terrorismus entgegen, der sich zu rohen Gewaltthätigkeitcn verstieg. Seit durch die „Kansas-Nebraska-Bill" vom 24. Mai 1854 das „Missouri- Gompromiß" aufgehoben und der Grundsatz aufgestellt wurde, daß auch in den Territorien die Zulassung oder Ausschließung der Sclaverei von der Abstimmung ber Bewohner ohne Rücksicht auf irgend eine geographische Scheidelinie abhängig sein sollte, waren Kansas und die angrenzenden Theile des Staates Missouri der Schauplatz heftiger Kämpfe und feindlicher Ueberfälle zwischen den Sclavcn- haltern und den Frcibodenmännern. Als die letzteren siegten und sich zu dein Be schluß einigten, daß Kansas als Freistaat der Union beitreten sollte, setzten die Demokraten und die Männer des Südens alle Hebel in Bewegung, dieses Rcsul- iat zu vereiteln. Mit Hülfe von Vagabunden und verströmten Leuten, die sie schaarenweise nach Kansas schickten, suchten sie eine neue Abstimmung zu erzielen. Nun füllte sich das Land mit blutigen Raufhändeln, wobei in dein neuen Haupt- vrt Lawrence die öffentlichen Gebäude niederbrannten; und wenn auch die Scla-