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IV. Außercurop. Staaten Verein. Staaten Nordamerikas). 857 die ganze Union zu sprengen; endlich siegten die Männer des Südens: durch die Vennittlungsacte Clay's, .Miffouri-Compromiß" genannt, sollte das Sclavensystem in Missouri gestattet, aber in Zukunft über keinen Staat, der sich nördlich von 36° 30' Breite bilden würde, ausgedehnt werden. In diesem Sinne wurde im Jahre 1820 zu St. Louis die Constitution ausgestellt und Missouri somit in die Zahl der sclavenhallcndcn Staaten eingcrciht. Von der Zeit an standen die Parteien mit wachsender Eifersucht und tödtlichcm Mißtrauen einander gegenüber. Bei jeder politischen Maßregel forschte man mit Argus augen, welche Conscqucnzen dieselbe für das sclavenhaltcnde System haben könnte. Als im Jahre 1825 der Präsident John Quincy Adams auf Betreiben des feurigen phantasievollen Staatssccretärs Clay die Idee einer Verbrüderung aller amerikanischen Republiken im Norden wie im Süden anregtc und zu dem Ende einen allgemeinen Congreß in Panamain Vorschlag brachte, wußten die Vertreter der Sclavenhalterinteressen den Plan zu vereiteln, in der Bcsorgniß, die politische Allianz möchte in den mittel- und südamcrikanischen Staaten dem Geiste der Emancipation Leben und Kraft verleihen und ihr eigenes System zu Falle dringen. Aus derselben Ursache hintertrieben sie die Aufnahme der Negerrcpublik Haiti in den amerikanischen Völkerbund, weil dadurch die inländischen Sclaven zur Nachahmung verleitet werden könnten. Einen neuen Erisapfcl warf die Texasfrage in die Union (XIV, 649). Als dieses ursprünglich zu Mexico gehörige Gebiet, wo sich im Laufe der Jahre viele Angloamerikaner angesiedelt hatten, nach mehrjährigen Kämpfen sich von dem Nachbarstaat losriß und dann seine Bereinigung mit den Vcreinsstaatcn nachsuchte, bewirkten die Vertreter der Sclavenstaaten, daß nicht nur Texas als neuer sclavenhaltender Staat in den Bund ausgenommen ward, sondern daß die nördlichen Grcnzlande, die man im Krieg mit Mexico dazu eroberte, dieselbe Bcfugniß erhielten (1845), obwohl in Mexico schon vor zwanzig Jahren die Sclaverei abgeschafft worden war. Das sog. „Wilmot-Proviso", wonach bei neuen Staatenbildungen die Sclaverei un zulässig sein sollte, vermochte bei dem Senat nicht durchzudringcn. Die leiden schaftlichen Kämpfe, die über die Stellung von Texas zur Union geführt wurden und die Parteien Jahrelang in Athem hielten, wurden noch einmal durch „Clay's Eompromiß" vom Jahre 1850 nothdürftig gedämpft und ausgeglichen. Nun bildeten die Sclavenstaaten ein geschlossenes Ganze, und da in der Unionsvcr- sassung die Auslieferung entlaufener Sclaven gesetzlich bestimmt war, und die »Einfanggesetze" mit der größten Härte und Inhumanität gehandhabt wurden, so waren die Plantagcnbesitzcr und Baumwollepflanzer des Südens in ihrem Eigenthum sicher gestellt, so lange die Verfassung unverändert zu Rechte bestand. Noch einige Jahrzehnte bewahrte der Süden das Uebergcwicht in der Union A Paum trotz des Widerstandes der „Ab olitionistcn", die aus Gründen der Humani tät, Religion und Politik die Abschaffung der Sclaverei herbcizuführen suchten, und der „Freibodenmänner" (Irsesoilers), welche der Ausdehnung der