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856 1). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiserthums ». zu neuen Entwicklungsstufen, zu gleichmäßigeren Nonnen und Verhältnissen drängte. Schon lange hatte eine einschneidende Rivalität zwischen den Nord- und Südstaaten in den Gemächern Wurzel gefaßt, eine Rivalität, welche aus du Verschiedenheit der Interessen, der Anschauungen, der Lebcnsgestaltungcn be- ruhend, schließlich in der Sclavenfrage ihren Mittel« und Ausgangspunkt fand- Ueber ein halbes Jahrhundert waren die Männer des Südens der herrschend' Theil der Unionsregierung; im Besitze großer Ländereien mit Zucker- und A' digoplantagen, mit Reis- und Maisfluren, mit ausgedehnten Tabak- und Banin- wollefeldern, die sie durch Sklaven bebauen ließen, lebten sie in großem Wohl' stände und waren dadurch in die Lage gesetzt, sich feinere Bildung anzueignen. Die meisten Staatsmänner, die in der Heimath durch Geist und Verstand, nn Auslande durch elegante Formen, durch gesellschaftliche Gewandtheit, durch ein gentlemännisches, vom Selbstgefühl der nationalen Macht und Freiheit gehobenes Betragen glänzten, gingen aus den Reihen der südstaatlichen Gutsbesitzer hervort Virginien, das einst den großen Washington ins Feld gestellt, wo seit den Tage» der Gründung ein aristokratisches, ritterliches Wesen heimisch war, wurdet das „Mutterland der Präsidenten" bezeichnet; als reiche Productenhändler waren die Männer des Südens in der Geld- und Handelswelt angesehene „respektable' Leute. Die Erweiterung der Vereinsstaaten durch das von Frankreich abgetretene Louisiana und die von Spanien erworbene Halbinsel Florida war dem Südens gute gekommen und hatte dessen Machtstellung gehoben. Aber schon im zweiten Jahrzehnt trat im Kongreß eine Opposition der Nordstaaten gegen das südländische Uebergewicht zu Tage. Da der Stroin der europäischen Einwanderer sich vorzugs weise dem Norden zuwandte, wo die Erwerbung kleiner Eigengüter leicht bewerk stelligt werden konnte, die Arbeit geachtet Ivar und ein mannigfaltigeres Industrie- leben dem Fleißigen und Geschickten Gelegenheit zum Erwerb bot, so kam der Süden, wo die Beschaffenheit des Grundeigenthums und die Art der Bebauung die Niederlassung freier Ansiedler erschwerte, und der instinctive Widerwillen gegen das Sclavenwesen sowie der Unmuth über die Verachtung des geringen, auf Ar beit angewiesenen Mannes die Europäer fern hielt, in Gefahr allmählich über stimmt zu werden und sein Uebergewicht einzubüßen. Er suchte daher bei der Ausdehnung des Bundesgebiets nach Westen die neugegründcten Staaten in seine Lcbensordnungen und Culturkreise hineiuzuzichen und insbesondere dem Scla- vensystem, das die Grundbedingung und Basis seiner Existenz in den bisherigen Formen und Uebcrlieferungcn bildete, weitere Ausdehnung zu verschaffen. DieSllav-n. Diese widerstrebenden Richtungen gaben sich zuerst kund, als Missouri ' um Aufnahme in das Staatengebiet der Union nachsuchte. Eine ansehnliche Partei im Kongreß verlangte, daß man die Zulassung des neuen Staates nur unter der Bedingung gewähre, daß die Sklaverei darin ausgeschlossen bleibe. Zwei Jahre lang dauerte der Kampf um diese wichtige Prinzipsrage; sie drohte