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IV. Außereuropäische StaatkN (Mittel-u. Südamerika). 849 Heimen Hoffnung getragen, es könnten die beiden Republiken, die man ungern der Ar gentinischen Confödcration entfremdet sah, wieder für den Gcsammtstaat gcwonnm, wieder mit der Ländergruppe, zu der sie durch Natur und Lage gehören, auch politisch vereinigt werden. Ist doch Montevideo in jeder Beziehung ein drohender Rivale der gcgenüberliegenden Handclsrepublik Bucnos-Ayres. In den zwanziger Jahrm, als die Unabhängigkeit Südamerika's von Spanien bereits errungen war, stritten Brasilien und Bucnos-Ayres um den Besitz der Ostscitc (Banda Oriental) des La Plata. Als die Brasilianer nach langen Kämpfen die Hoffnung aufgaben, die „Cisplatinischc Pro vinz" für ihr Reich zu gewinnen, besonders auch deshalb, weil die Einwohner selbst einer solchen Vereinigung widerstrebten, so beförderten sie die Bildung eines eigenen Ttaats, damit wenigstens nicht die gegnerische Handclsrepublik BucnoS-AyreS an Macht Mchme. In diesem Streben wurden sie durch die vermittelnde Thätigkcit Groß britanniens unterstützt, welches durch den Friedensvertrag von Rio-de-Janeiro und isrs. Tanta- Fe bewirkte, daß sich die Provinz Montevideo als unabhängiger Staat consti- tuirte mit einer der nordamerikanischen Union nachgcbildetcn Verfassung und dem Code Napoleon als Gesetzbuch. Aber wenige Jahre nachdem die Constitution der Rcpu- biica Oriental del Uruguay beschworen und von den Mächten anerkannt war, erhob sich cin innerer Streit zwischen dem Präsidenten Riberaund seinem Nachfolger Oribe, kin Streit, der bald das ganze Land in zwei Heerlager schied, indem die Conservativcn, bic großen Grundbesitzer in den Provinzen (Estanceros) zu Oribe hielten, die Libe- vaien, die Stadt- und Landbevölkerung dagegen zu Ribera. Jene wurden in Uru guay Blanquillos (Weiße), diese Colorados (Rothe) genannt. Die Parteikämpfe "ahmen an Bedeutung zu, als die von dem Dictator Rosas verfolgten Unitaricr aus BumoS-Ayres nach Uruguay flüchteten und sich an Ribera anschloffen, wogegen Rosas und Oribe gemeinsame Sache machten. Daraus entwickelte sich am Ende der dreißiger Ähre ein verheerender Bürgerkrieg, der sich über die beiden Nachbarstaaten ausdehnte iso», ""d nach sechsjähriger Dauer, nach verschiedenen Wechselfällen und Fricdcnspausen mit rsis. der Niederlage und Flucht Ribera's endigte. Aber die Gegner Oribe's und Rosas' gubm den Widerstand nicht auf. Selbst als England und Frankreich sich mit dem Dictator von Buenos-Ayres ausglichcn und dann durch vermittelnde Thätigkcit einen 1848.01. Frieden zwischen beiden Republiken zu begründen suchten, hatte der Krieg seinen un unterbrochenen Fortgang. Nicht einmal der Sturz und die Abreise Rosas' und die dadurch herbeigesührte Niederlage und Flucht Oribe's waren vermögend, dem auf- 1852. geregten und zerrütteten Staate Ruhe und Ordnung zu schaffen. Der neue Präsident, durch den Einfluß von Oribe's Anhängern aus der Partei der „Weißen" gewählt, niußte einer Triumviralregierung weichen, in welcher neben dem General Ribera der Oberst Flores den größten Einfluß besaß, und als im nächsten Jahr Ribera starb, >853. wurde Flores zum Präsidenten gewählt. Damit war der Gegenpartei das Signal zu m. Jan. "wen Aufständen gegeben. Montevideo wurde durch Oribe abermals in Blokade- -ustand erklärt, Flores zur Abdankung bewogen. Der Intervention von Brasilien, 1355. welches 4000 Mann Pacificationstruppen hatte einrücken lassen, und der vermitteln den Thätigkcit dcr Gesandten von England, Frankreich und Spanien gelang es, zwischen den Parteihäuptern eine Ausgleichung zu erzielen, in Folge deren ein neuer Präsident, Pereira, gewählt ward. Er sand aber wenig Unterstützung, so daß, als im folgenden iss«. 3"hr Oribe aus dein Leben schied, sich neue Aufstände erhoben, denen Flores nicht,807. fremd war. Die Insurgenten wurden jedoch, trotz des Zuzugs von Freiwilligen aus ducnos-Ayres, bei Quinteros am Rio Negro von dem Regierungs-General Medina überwunden und die beiden Anführer Freire und Diaz nebst fünfundzwanzig Offizieren 31. Ja», »schossen. Bci der neuen Präsidentenwahl trug der Candidat der Weißen, Prudencio W-bii, WMgrschickM. XV. 54