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I. Weltlag'e. Socialismus. Religion und Kirche. 67 einere« 5* Anbau zugleich als,Wand dienen sollte. Im richtigen Gefühl dieser precären Wohnungsvcrhältnisse haben Führer des neuen Lutherthums wie Kahnis und Luthardt, in den kirchlich-staatlichen Conflicten ihre Stellung auf Seiten der katholischen Ansprüche genommen ; sic bedachten, daß mit jedem Stück Ka- tholicismus auch ein Stück des eigenen Dogmatismus hinfällig wird. Aber schon im Laufe der erstenWälfte des Jahrhunderts hatte die berühmte Losung von der „Solidarität aller konservativen Interessen" katholische und protestan tische Rcactionäre immer fester zusammen geschloffen, und „der christlich-germa nische Staat", wie ihn Stahl, Leo, von Gerlach u. A. als eine roman tische Erbschaft cultivirten und in die Wirklichkeit einznführcn strebten, war fast ganz der mittelalterliche Staat des kanonischen Rechts gewesen. Nicht nur in dem Preußen Friedrich Wilhelm's IV., im Weifenstaat und in Kursachsen, sondern mehr oder weniger auch in den übrigen deutschen Staaten erwuchs jetzt im Gegensätze zu dem der Kirche abholden Zeitgeist unter der schützenden Aegide des in den Händen der Fürsten ruhenden Kirchenregimentes eine strenggläubige, bald mehr pietistisch, bald mehr confessionell gefärbte Partei, welche mit der ultramontanen Richtung im Katholicismus die Gunst der, durch den wachsenden Geist der Verneinung bedrohten, höheren Stände und den Ruf der Loyalität theilte. Mit der Anerkennung des göttlichen Rechtes der Dynastien, dem soge nannten Gottesgnadenthum, nahmen es diese lutherisch-conservativen Richtungen ohnehin genauer, als die Ultramontanen. Gleich fremd dagegen war beiden Verbündeten jede Ahnung von dem Ernst und der Würde einer unabhängigen Wissenschaft, jede Erfahrung von der innerlich befreienden und erhebenden Macht wahrer Bildung. Was für Andere Quelle echter Aufklärung und gesunder Le bensansichten war, darin sahen, fürchteten, haßten sie nur den Krater, daraus cavont' Uürlicht >e iiraz> ikömpb verlaust l immä ölos dN iger dir nntnist' n dann äe noch c. besteht ürkerc« Kirälk Kircht lche in« olischcN .che sich n LaN' welche« ctzc del neudeN welches bungc« Die Gerechtigkeit erfordert freilich auch der cigenthümlichcu Schwierigkeiten sich zu gedenken, welche die dreißiger!« Landeskirchen Deutschlands darbotcn, die intisO Verlegenheiten zu erwägen, in welche viele deutsche Fürsten, die sich auch beim n, ff« redlichsten Willen auf religiösem Gebiete nicht jene besondere Mission zuschreibcn mlt n'' mochten, an welche man z. B. in Preußen glanbte, dadurch versetzt waren, daß der Geist der Revolution und Empörung wider göttliche und menschliche Hoheit ' seine Flammen spie, während doch in Wirklichkeit sie selbst cs waren, die in da * Hm fruchtlosen Opposition gegen die Bildungsidcale des Kernes der Nation rungc« Gmeinsamc Sache mit ihren sonstigen Gegenfüßlern, den Propheten der Zerstö- Msie' und der Auflösung des Bestehenden, machten. Unter solchen Anspielen ist ändert, unserer gesunden Durchschnittsbildung so widerwärtige, nach Oben schie- lende Frommthun erwachsen, welches in den Zeiten der Rcaction alsbald auch mir er doo! rxchMxmchtendcn Gewalt gefährliche Blicke wechselte; so überhaupt zum un- e" säglichen Schaden der wahren Religiosität und Sittlichkeit jener verhängnißvolle cnschlst Bund zwischen Thron und Altar in Deutschland geschlossen worden, welcher ein günsttg Hauptärgerniß unserer öffentlichen Zustände bildet.