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806 I). Von Errichtung dcs zweiten franz. Kaiserthums Gängen führen könne». Daß die Einheit Italiens eine uiwollständige sei, 1° lange die Losung: „Frei bis zur Adria!" nicht in Erfüllung gegangen, daßk" italienische Königskrone ihres schönsten Schmuckes entbehrte, so lange Ro»u" andern Händen war, erkannten und fühlte» die italienischen Patrioten mit groß"" Verdruß. Der romantische Zug der Zeit »erlangte, daß der König von Italic" vom Capitol aus das geeinigte Apenninenlaud beherrsche. Aber dieses Ziel vorerst nicht zu erreichen, sollte nicht die ganze Errungenschaft der blutige» u"^ heißen Arbeit wieder gefährdet und in Frage gestellt werden. Di-Napoleon hatte im October 1860, bei Gelegenheit der erwähnte» persönliche " 's!-?-' Zusammenkunft der drei Monarchen des Nordens und Ostens in Warschau, beruhigende Versicherung gegeben, daß Piemont für den Fast eines Angriffs Venetien von Frankreich keinen Beistand erhalten werde. Wie konnte aber das riner Cabinet daran denken, das von Festungen gedeckte, von Waffen strotzet Oesterreich in Italien ohne auswärtige Hülfe feindlich anzufallen, während "" Innern der Halbinsel noch so viele gährendc Elemente sich regten? Nicht niind" große Schwierigkeiten, wenn auch anderer Art, standen in Roni einem solchen ll" ternehmen im Wege. Hier wäre die päpstliche Armee, welche Merode nach d"" Tage von Castelfidardo wieder aus Freiwilligen aller Nationen durch Werbung!" um sich gesammelt, kaum im Stande gewesen, bei der geringsten HaudreW" von Seiten Sardiniens die Volksaufstände im eigenen Lande niederzuwerff"' und eine Berufung an das römische Volk, welche man früher in schlimmen läuften, wenn auch verstohlen als Rcchtstitel mochte geltend machen, wäre sicherlich nicht zu Gunsten des Pontificats ausgefallen. Aber die franzöM Besatzung in Rom hatte den Befehl, jeden Angriff mit den Waffen zunE weisen; und würde Napoleon, wenn dennoch ein solcher Angriff von irgend ci^ Seite erfolgte, nicht mit seiner ganzen Macht für das Leben und die Sicher^ seiner Soldaten eingetreten sein? Zudem mußte die „römische Frage" noch besprochen und studirt, inußte die katholische Welt noch mehr mit der Idee ci^ Trennung der geistlichen und weltlichen Herrschaft, wie sie dem Geiste Cav^' vorschwcbte, vertraut gemacht werden. Nach der Auffassung des piemontesff^ Staatsmannes sollte das Papstthum seiner weltlichen Regierungspflichtcli-,^ deren Erfüllung es sich als unfähig erwiesen, entlastet werde» und dann wiedergeboren in der Leitung der katholischen Christenheit die ganze Hohes? Mission erreichen. „Freie Kirche im freien Staat", lautete seine Parole, b an einen solchen Gedanken eines Kirchenregiments ohne Tcrritorialbesitz sich die katholische Menschheit erst gewöhnen. Nur wenn der römische b , selbst die Hand zu einer Uebereinkunft bot, konnte in der letzteren Frage"? Lösung eintreten; aber Cavour's Anerbieten, „den, Papste und der km" schen Kirche gegen den Verzicht auf die weltliche Herrschaft vollkommene r? heit und Unabhängigkeit vom Staate in allen geistlichen Dingen stehen", wurde mit Entrüstung zurückgewicsen. Während die Welt ringst