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1s-°' „B. III. Gründung des Königreichs Italien. 797 durch einen Beschluß der Bundesregierung in Bern gegen das Reislaufcn in ihren bürgerlichen Rechten und Ehren bedroht, den Abschied begehrten und in ihr Vaterland znrückkehrtc», beraubte den Thron seiner stärksten und zuverlässig- stm Stützen in einem Augenblick, wo die Genossen Mazzini's nnd Garibaldi's sich zu einem Hauptschlage die Hand reichten. Oberst Pianciani, ein alter Freiheitskämpfer und einstiger Waffengenoffe^^di^ Garibaldi's in Rom, der sich mit einem Haufen Freiwilliger in Cagliari der Erpcdi- tion anschloß, hätte lieber eine Landung im Kirchenstaat gesehen, allein die Häupter der national-liberalen Partei, der damals Garibaldi noch angchörte und diente, waren der Ansicht, daß man vorerst den Süden in den revolutionären Strudel ziehen sollte. So wurde denn die Fahrt nach Sicilien unternommen. Auf der Insel war bereits zu Anfang Aprils die Losung zum Kampfe gegeben worden. Einzelne Auf-«»-" rssv. stände in Messina und Palermo bildeten das Vorspiel. Sie wurden leicht durch die Besatzungstruppen unterdrückt, gaben aber, trotz des über beide Städte ver hängten Belagerungsstandes, den Häuptern der Revolutionspartei Gelegenheit, durch Demonstrationen die Gcmüthcr aufzuregen und ihre Streitkräfte zu mustern. Die blutige Unterdrückung einer Jnsurgentenschaar bei Carini drängte endlich zur Entscheidung. Am 6. Mai segelte Garibaldi mit 1062 italienischen und fünfm». ungarischen Freiwilligen darunter General Türr auf zwei Dampfern von Ge- uua ab, ohne von der sardinischen Regierung oder dem Admiral Persano gehin dert zu werden, und landete am 11. Mai bei Marsala, an der Westküste Sici- liens, dem Lilybäum der Alten. Mehrere kühne Freiheitskämpfer und politische Flüchtlinge früherer Jahre, wie der energische Nino Bixio und der feurige Franz Eriipi hatten sich angcschlossen. Pallavicino, den wir bereits als den thätigen Mitbegründer des Nationalvereins neben Manin und Lafarina kennen gelernt Huben, unterstützte das Unternehmen des Freundes mit Rath und That. In Turin beantwortete man die Protestnoten des Königs von Neapel und der deut schen Höfe gegen diesen „wilden Akt der Seeräuberei" und den offenen Bruch des Völkerrechts mit der Entschuldigung, daß Garibaldi und seine Gefährten die sici- üschc Expedition heimlich auf eigene Hand ausgeführt hätten und es nicht in der Macht der piemontesischen Regierung gestanden, sie zu verhindern. Aber nach der Abfahrt Garibaldi's hatte Cavour an Persano geschrieben: „Wir wichen die Revolution unterstützen, doch so, daß sie vor den Augen Europa's als eine freiwillige That erscheint. Dann sind England und Frankreich mit uns; andernfalls weiß ich nicht, was sie thun werden." Nachdem Garibaldi, von zwei englischen Corvetten gedeckt, die Ausschiffung bewerkstelligt, zog er sich in die Berge und sammelte bei Salemi die zerstreuten Freischaaren um sich. Am 14. Mai, als die Mannschaft bereits auf 4000 angewachsen war, erließ er eine Proklamation, kraft welcher er die Diktatur über Sicilien im Namen Victor Emanuel's, Königs von Italien, übernahm. So überwältigend war damals die Idee der nationalen Einheit und Unabhängigkeit, daß selbst die