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III. Gründung des Königreichs Italien. 789 r« Theiluahme zu erkennen gegeben, dah die österreichischen Sympathien weniger die Ehre und Sicherheit Deutschlands, als particularistische und eonfessionelle Souderbestrebungen, politische Parteifucht oder materielle Interessen zur Grund lage und zum Motiv hatten. Die liberale Partei und der protestantische Norden stchlten daher wenig Neigung, eine Macht zu stützen und zu erhalten, die nur ihre Geguer stärken würde, die standhaft das Loneordat mit Rom aufrecht erhielt, und die ihren Sieg nnr denutzen möchte, die deutschen Ginheits- und Ureiheitsbestrebungen niederzuschlagen, die gelockerten Bande des Polizeistaats wieder strammer auzuziehen, den Klerikalen und den Männern des Rückschritts das Regiment in dir Hände zu Spielen. Bei den deutschen Bundesregierun- ' M wurden die kriegerischen Anwandlungen dald beschwichtigt, als an gar s manchen Orten ein kläglicher Anstand im Heerwesen zu Tage trat-, als das ^Mchr Ministerium, das den Eiusall Oesterreichs in das sardinische Gebiet V iiineiiland durchzog, zerriß alle politischen und diplomatischen Kunstgcbildc. Nach der Schlacht von Magenta verließ auch die Herzogin Louise von Parma mit ihrem minderjährigen Sohne Robert ihr Land und wandte sich nach der Schweiz, und wenige Tage nachher suchte der Herzog von Modena Schutz im österreichischen Lager jcnseit des Mincio. Ucberall wurde die italienische Fahne ausgepflanzt und der Anschluß an Sardinien verlangt. Als der Oberst Anviti von Parma, zur Zeit der Rcaction ein gefürchteter Günstling des Herzogs, sich öffentlich blicken ließ, fiel er unter den Dolchen des ergrimmten Volkes (7. Oct. 1859). Auch Bologna sagte sich von dem Papste los und rief die Dictatur deS sardinischen Königs aus. Diesem Beispiele folgten mehrere andere Städte des Kirchenstaats; und schon damals wären die päpstlichen Besitzungen größten- Ihcüs von Rom abgcfallen, hätte nicht die blutige Erstürmung der Stadt Perugia durch die Schweizertruppen des Papstes solchen Schrecken verbreitet, daß in Ancona, Ravenna, Ferrara und anderwärts die römische Herrschaft vorerst noch erhalten blieb. Während dieser Vorgänge herrschte in Deutschland große Auslegung. Die Wiener Regierung bemühte sich, Preußen und die deutschen Bundesstaaten zur Theilnahme an dem Kriege zu bewegen und die Beschützung des österreichischen Reichs als eine deutsche Sache, als eine Pflicht der Selbsterhaltung darzustcllcn. Denn der Krieg, der jetzt am Po geführt würde, könne bald an den Rhein verlegt werden. Eine Zeit lang hatte es den Anschein, als ob die ösfcntliche Meinung, die sich besonders in Baiern und in ganz Süddeutschland laut für Anschluß au Oesterreich aussprach, die Regierungen fortreihen würde: es wurden Kriegs rüstungen gemacht; man verstärkte die Besatzungstruppen der Festungen; Preußen stellte nach und nach sein ganzes Heer aus den Kriegssuh. Aber man cherlei Umstände vereinigten sich, die kriegerische Begeisterung und Kampflust zu dämpfen. Es zeigte sich bald, daß die lautesten Stimmen für Oesterreich aus einem Heerlager kamen, das bisher für die nationalen Fragen sehr geringe -V- 'V ! HP E.