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782 I). Von Errichtung dcs zweiten franz. KaiscrthumS n. eine Vergrößerung Frankreichs abgesehen war, trat bald hervor. Indessen, n« beunruhigend auch die Zustände in Italien waren, dec behutsame Kaiser W sich vielleicht noch nicht so schnell bestimmen lassen, abermals „für Ideen" n- Feld zu ziehen, wäre nicht ein Ereigniß cingetrcten, das einen großen Eindn^ auf ihn hcrvorbrachtc. Als er am 14. Januar mit seiner Gemahlin in die LH "'isAfnhr, platzten unter und neben seinem Wagen drei Hohlgcschossc von so zech" render Wirkung, daß die Straße von Leichen und Verwundeten bedeckt war, Fenster der anstoßenden Häuser zertrümmert wurden und der Kaiser und Kaiserin selbst leichte Verletzungen davon trugen. Dennoch begaben sie sich das Theater und wohnten der Aufführung bis zu Ende bei, während droB" die Urheber entdeckt und verhaftet wurden. Der Hauptschuldige war Orsini, einer jener verwegenen Italiener, welche von der Gluth der Leidens^ und dcs Haffes zu den verzweifeltsten Thaten sich Hinreißen ließen, in deren AH" selbst der sicher drohende Tod seine Schrecken verloren hatte. Einst republika^ scher Freiheitskämpfer und Mitglied der constituirenden Versammlung in M dann Gefangener in Mantua, war er seinem Kerker entflohen und hatte in EH land, wo er mit drei anderen Flüchtlingen, Pieri, Gomez und Rudio, in bindung getreten war, die Werkzeuge seiner verbrecherischen That construirt. waren gefüllte Bomben in Birnenform derart mit Zündhütchen gespickt, wo sie aufficlen, sie sogleich explodiren mußten. Der Kaiser wurde tief erschuf Er hatte einst mit vielen italienischen Patrioten in vertrauten Beziehungen S'' standen, war vielleicht selbst Mitglied eines italienischen Geheimbundes gcn>^ und hatte den Eid der Eingeweihten geschworen; er galt nun in den Augen ehemaligen Genossen als Verräther und darum sollte er sterben. Orsini gesH offen bei seinem Verhör, daß von Jugend an sein ganzes Thun und Denken die Befreiung seines Vaterlandes und auf Rache an Oesterreich gerichtet gewesi" daß er Napoleon lange Zeit für den Einzigen gehalten, von dem die Befrei^ ausgchen könne; da dieser aber Italien nicht retten wolle und statt eines M zeugs ein Hinderniß der Befreiung geworden sei, so habe er die Ermord" desselben für nothwcndig gehalten. Im Februar wurde ein Brief veröffenM worin Orsini aus dem Gcfängniß den Kaiser beschwor, dem unglücklichen die Unabhängigkeit zu verschaffen, die es im Jahr 1849 durch die Schuls Franzosen selbst verloren habe, und nicht zu gestatten, daß das italienische noch länger von Oesterreich in der Sclaverci gehalten werde. „Erinnern Sie H daß die Italiener ihr Blut für Napoleon den Großen vergaffen haben", so das Schreiben, „daß sie ihm treu geblieben sind bis zu seinem Sturze; und denken Sie, daß ohne die Unabhängigkeit Italiens die Ruhe von Europa die Sicherheit Ew. Maj. nur ein Traumbild ist. Befreien Sie mein Baiers und der Segen von fünfundzwanzig Millionen Bürgern wird Ihnen auf Nachwelt folgen". Der Brief war von Jules Favre, dem Advocatcn Orsini seiner Vertheidigungsrcde vor dein Assisenhof verlesen und dann mit Bewillig '