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11. Dculschland und die deutschen Großmächte. 769 Tie Verluste der Dänen an Tobten, Verwundeten und Gefangenen waren sehr groß, dazu fielen Waffen und Geschütz in die Hände des Siegers; wahrlich! sie hatten Grund zur Niedergeschlagenheit und Muthlosigkeit. „Nicht das eroberte Stückchen Erde, wie groß auch seine strategische Bedeutung sein mochte", heißt cs in einem militärischen Bericht, „nicht die reichen Trophäen, 120 Geschütze und 4000 Gewehre, nicht die Zahl der Gefangenen machten den Preis des Kampfes aus, sondern der Sieg an und für sich. Und ein Sieg in des Wortes vollster Bedeutung war es, der vor Düppel errungen wurde." Mit dem Falle der Düppelcr Schanzen war das Schicksal des Krieges ent- schieden. Die Dänen machten daher auch keine Anstrengungen mehr, das Fest- land zu behaupten. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf die Inseln und den Seekrieg gerichtet. Als ein Theil der preußischen Truppen aus dem Sundewitt wieder nach Jütland zog, um mit den Oesterreichern vereinigt auch dieses nörd liche Land in Besitz zu nehmen, wagten die Dänen keinen Widerstand mehr. Ehe noch die Verbündeten Anstalten zur Belagerung von Fridcricia trafen, ver ließen die dänischen Besatzungstruppen die Festung. Als v. Gablenz bei dem Dorfe Bredstrup ankam, erfuhr er zu seinem Erstaunen, daß der Feind in der Nacht heimlich und in größter Eile sich nach Fehmarn eingeschifft und sogar einen bedeutenden Theil des Geschützes zurückgelaffen habe. Damit war jeder bewaff nete Widerstand in der Halbinsel zu Ende; keine Hand regte sich, als die Festungs werke zerstört wurden, und ohne auf irgend ein Hinderniß zu stoßen, konnte Wrangel von Veile aus die gesammte Streitmacht in zwei Flügeln nach Norden entsenden, damit der rechte die Stadt Aalborg, der linke Viborg und Skive be sehe. Jütland sollte als Unterpfand dienen für die weggenommenen Handels schiffe; der einzige Widerstand, den der Heerführer erfuhr, war die Weigerung der Bauern, die ausgeschriebene Kricgssteuer zu entrichten. Als am 12. Mai behufs der Londoner Conferenzen eine Waffenruhe eintrat, war die ganze Halb insel bis zum Limfiord in den Händen der Deutschen. Nur zur See erlebten die Dänen noch einen kleinen Triumph. Ein österreichisches Geschwader segelte aus dem Mittelmeer in die Nordsee, um in Verbindung mit den Preußen, deren Kanonenboote und Strandbatterien bisher die Hafenorte an der Ostsee beschützt und die dänische Blokade unwirksam gemacht hatten, die deutschen Handelsschiffe zu schützen. In der Nähe von Helgoland trafen sie mit einem stärkeren dänischen o. Mai. Kriegsgeschwadcr zusammen und es ereignete sich ein Seetreffen, in welchem zwei österreichische Schraubenfregatten (Schwarzenberg und Radetzky) einigen Schaden litten und einen Theil ihrer Mannschaft verloren. Aber wie sehr auch in Eng land dieser „dänische Sieg" gepriesen ward, die Tüchtigkeit der deutschen Seeleute war dabei so glänzend zu Tage getreten, daß der Verlust, der auf feindlicher Seite nicht viel geringer war, über der rühmlichen Haltung der Schiffsmannschaft und der Befehlshaber leicht verschmerzt werden konnte. Wibü, Wrttgcschich«-. XV. 49