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ragten, als in ewigen bürgerlichen Kreisen. Diese machten am 2. September Wb den Versuch, mittelst eines Ausstandes das alte Verhältnih wieder herzu- stellen. Sie bemächtigten sich des Neuenburger Schlosses und nahmen die Mit glieder der republikanischen Regierung in Hast. Aber schon nach zwei Tagen ging der „royalistische Putsch" zu Ende. Die Radikalen des Landes, unterstützt von einigen eidgenössischen Truppen, bemächtigten sich des Schlosses mit leichter Mühe und machten die Royalisten zu Gefangenen. Run sollten die Häupter der Verschwörung, Pourtales an der Spitze, vor Gericht gestellt und als „Re bellen" behandelt werden. Da sorderte aber Prcuhen die sofortige Freilassung der Verhafteten und drohte mit Krieg, falls der Buudesrath bei seiner Weige rung beharre. Die Schweiz lieh sich nicht einschüchteru. General Dusour, zum Oberbefehlshaber der bewaffneten Macht ernannt, besetzte die Grenze gegen Deutschland. Es wäre ein wunderliches Nachspiel zu dem Krimkricgc gewesen, «wenn sich 199,999 Preußen auf eine bewaffnete Schweizerrcise begeben hätten". Vcrlcumdcr und Dcmmcianten vor den gesetzlichen Folgen durch königliche Gnadenacte (Lindenberg u. A.). Während die ganze europäische Welt mit Spannung aus die großartigen Kricgscrcignissc im Osten blickte, wurde der Polizeidirektor v. Hinckcldey, weil er eine adelige Spielhölle im Interesse der öffentlichen Sittlichkeit schließe» ließ, von einem jungen Edelmann (v. Rochow- Plessow) im Duell erschossen, und auS der nächsten Umgebung dcS Königs wurden wichtige Depeschen an die französische Gesandtschaft verkauft. Es herrschte eine schwüle Luft am Berliner Hof und in den tonangebenden Kreisen. Gar manches erinnerte an die alten Tage und Sitten des zuchtlosen Jnnkcr- regimcnts im vorigen Jahrhundert, und doch waren die Zeiten so ganz anders geworden. Einige Monate nach Abschluß des Pariser Friedens wurde Preußen durch ein geringfügiges Ereigniß, den royalistischen Aufstand in dem Fürstcnthum Neuenburg in der Schweiz, zu kriegerischen Demonstrationen fortgerissen. Während der Revolutionsstürme des Jahres 1848 hatte das Fürstcnthum Walsch - Neuenburg am Jura, hauptsächlich auf Anregung der Fabrikorte Locle und Lachauz-de-fonds, das alte Band mit dem preußischen Königs haus gewaltsam zerrissen und war der Schweizer Eidgenossenschaft bcigctretcn (S. 315). Preußen legte Verwahrung dagegen ein, that jedoch keine Schritte, das entlegene Ländchen, von dem es keinerlei Vorthcil zog, wieder zu gewinnen, obschon feine Heere im Sommer 1849 während des Feldzuges in Baden bis an die Grenze der Schweiz vorrücktcn. Die königliche Regierung mochte das Streitobject für zu geringfügig halten, um deshalb einen Krieg anzufangcn, dessen Dimensionen bei der eigcnthümlichen Lage der helvetischen Republik nicht zum Voraus zu berechnen waren. Nun hatte aber Preußen in der Hauptstadt noch ergebene Anhänger, sowohl bei den altadeligen Familien des Eantons, unter denen die Pourtales und Mcuron durch Rcichthum und Ansehen hcrvor- di-^ e". die uti< achr^ oF ungze os" u §cri<^ en, vei^' dik^e »cn ne P bdü^. II. Deutschland und die deutschen Großmächte. 751 -5 ,1 p