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I. Weltlage. SoclallsmuS. Religion und Kirche. 59 dauer verurtheilt sah, nicht befriedigte und auch seine Stimmung und Stellung zu n Freund Kirche und Theologie nicht eben milderte, wäre selbst bei einer weniger reizbaren Natur :n Schuls begreiflich genug gewesen. Nur um die Zeit, als es sich um seine Berusung aus einen die Werk theologischen Lehrstuhl der Universität Zürich handelte, welche die dortige freisinnige iu lernen Regierung der fofort eintrctcndcn, von der „Evangelischen Kirchcnzcitung" aus Berlin : RückkeK unterstützten, Agitation zum Trotz ins Werk setzte, sehen wir ihn mildere Saiten auf-wss. rbrand s ziehen. So namentlich in der dritten Auslage des „Lebens Jesu", in welcher dem >aö Lebe« vierten Evangelium Concessioncn gemacht werden, und in den „Friedlichen Blättern", r ration»' welchen Jesus als höchster „religiöser Genius", in dem das Bewußtsein der Einheit eine Lehr' oon Gottheit und Menschheit zum entscheidenden Durchbruch gekommen ist, gcscicrt er auch wird. Aber bei der schon lange bestehenden Eifersucht zwischen Stadt und Land reue Wen Zürich war cs leicht, das für den Bestand seines altväterlichen Glaubens ernstlich bc- dcr clasfi' sorgte Landvolk gegen die Regierung ins Feld zu sichren und diese zuerst zur Zurück- Znhalt ds nähme der Berufung und zur Pcnsionirung des Berufenen zu bestimmen, nachträglich malistisch! aber auch noch vermittelst des „Züricher Putsches" zu stürzen, Der Ausgang des An-« «<pibr. die ma« führcrs, Pfarrers Bernhard Hirzel, bewies in der Folge, daß die Bewegung einen' '' l sich da! trüben Ursprung hatte, während auf der anderen Seite die Berufung nachgewiescncr- , weichet' maßen als Einleitung zu einer Kirchcnrcform im Sinne des absoluten Radicalismus chichte, in und keineswegs blos im Interesse der wissenschaftlichen Wahrheit geplant worden war. tten. N Kann man aber auch mindestens zweifelhaft darüber sein, inwiefern Strauß gerade rsprochen dazu geeignet war, der Kirche zu dienen, so bleibt cs doch cine höchst beklagcnswerthc ah zu, ob Thatsachc, daß ein so eminentes Lchrtalcnt auf keinem deutschen Lehrstuhle der Philo- acis daftt sophie, Literaturgeschichte oder Acsthetik eine Stelle finden konnte. Er selbst ist dadurch ialektik z" begreiflicher Weise in steigende Verbitterung hincingerathen, und diese Verbitterung hat nkeit wir! sich, wenn sic ihm selbst auch keine Rosen cintrug, doch auch an dem Stande, welcher oduct ds sich um die Acchtung seiner Person vorzugsweise bemüht hatte, und an der ganzen ngen, w>! Kirche schwer gerächt. Denn „ihrem Verhalten gegen Strauß verdankt die Theologie thus abc> nicht zum wenigsten das sittliche Mißtrauen, die Geringschätzung, die Unpopularität, Idee se< unter der ihr Studium heute leidet. Es bedeutet etwas, wenn einer der ersten Schrift- Weltpro' stelUr der Nation unter seine Hauptzwecke rechnet, einen ohnehin unter schwierigen Vcr- s von ds hältnissen arbeitenden Stand gänzlich zu discreditiren" (Hausrath). win IM Es war zunächst die unmittelbar auf die Niederlage in Zürich folgende „christ- Glaubens, unkte da! ijche Glaubenslehre", in welcher Strauß sich der Kirche wieder ganz so unversöhnlich Tnüuß°" des phila' gcgcnübcrstclltc, wie in der Schlußabhandlung zur ersten Auflage seines „Lebens Jesu", irgendwo welche er nach seiner Versetzung von Tübingen nach Ludwigsburg abgcfaßt hatte, hre gan^ Aber der Hand, welche das Werk geschrieben, spürt man nirgends die Erregung an. an. Mit derselben sicheren und kalten Ruhe, mit welcher schon in dem genannten ErstlingS- gnißvolls werke „der Verfasser gleichsam zurücktritt von seinem Werk und nur der Rechenmeister rn Gege»' ist, welcher die einzelnen Posten aufführt und zusammenzählt" (Schwarz), geht er auch r MinM hier sowohl der Entstehung als der Auflösung jedes einzelnen Dogmas Schritt für n Cabin^ Schritt nach, so daß wir einen Naturprozcß chemischer Bildungen und Zersetzungen vor euren ul'! uns zu haben glauben. Es kommt ihm dabei speziell daraus an, den Abzug, welchen ach eiiw" die Bildung und die Wissenschaft der beiden letzten Jahrhunderte an dem überlieferten und lel^ Bestände der Glaubcnssubstanz veranlaßt haben, genau abzuschätzcn; er will der ge- wn, We>' wissenhaftc Kaufmann sein, welcher die Bilanz zwischen Activa und Passiva des Glau- vigsburl! bcns zieht. Als Resultat wird der Bankrott verkündigt. Der Unterschied zwischen >en Mud' Wissen und Glauben sei ein unversöhnlicher und eine Möglichkeit gegenseitiger Verflan schen Ab digung für die Zukunft ausgeschlossen. Er selbst nennt dieses sein Verfahren im her er Unterschiede zu subjektiv willkürlichen Einsprachen gegen Einzelnes die objectivc Kritik, f Leben!