Volltext Seite (XML)
720 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiscrthnms m der Regierung die Ausdehnung russischer Gesetze auf Finnland zu gewärtig!" Am schwersten hatten die „separatistischen" Ostsccprovinzen, Liv-, Csth- Kurland, unter der Feindschaft der altrussischen Partei zu leiden. Trotz Refonueifers, mit welchem die baltischen Deutschen bemüht gewesen waren, tM- Einführung einer neuen freisinnigen Gemeindeordnung (October 1866), Aufhebung des adeligen Güterbesitzrechts (in Kurland Juni 1865, in März 1866, in Esthland Sommer 1867), durch Beseitigung des ausschlicß^ adeligen Rechts zur Richtcrwahl und verschiedener anderen Mittelalterlich^ jeden Vorwand zu Eingriffen in die Provinzialverhältniffe zu entfernen, «M zun, i8«o. der Kaiser in einer auf dem Schlosse zu Riga gehaltenen russischen Rede, der er! Zusammenhang zwischen allen Gliedern der „russischen Familie" mache UE staltungen im Sinne grösserer Aunähernug an die Institutionen des nW' Reiches nothweudig; wenige Wochen später wurde die Einführung der russisch Sprache in die Regierungsbehörden der Ostseeländcr decretirt und der Proi^ des livländischen Landtages gegen diese Verletzung der Landesprivilcgicn d>h einen kaiserlichen Machtspruch beseitigt. Diese Uniformitätstendenzcn ward" wesentlich gefördert durch die weitverbreitete Schrift des reichen moskowiW Gutsbesitzers und Slavophilen Juri Samarin, „die russischen Grenzmark^ worin der Ansicht Ausdruck gegeben war, „daß der Bestand selbständiger eigenartiger, auf geschichtlicher Grundlage entwickelter Ordnungen in ciii^ Theile der Monarchie zum Hemumiß für die Verwirklichung des demokratisch Zukunftsideals werden könne, dem jene Partei nachjagt". Attentat- und Zu dieser reaktionären Politik trug neben dein polnischen Aufstand Mem das Attentat auf das Leben des Kaisers Alexander bei, eine Wirk»"! nÄ der durch die Reforincn und die politischen Vorgänge erzeugten Aufregung. Thore des Schloßgartens richtete ein junger Russe Karakasow eine Pistole h die Brust des heraustretcndcn Monarchen; nur durch die rasche Entschlossen^ eines der Zuschauer, des jungen Handwerkers Kommissaroff, welcher den des Thäters durch einen Stoß ablenktc, wurde die verbrecherische Absicht eitclt. Die unermeßliche Freude der ganzen Nation über die glückliche Rett»"! und die große Theilnahme des Auslandes gaben Zeugniß.von der allgemein^ Liebe und Achtung, deren sich der Zar zu erfreuen hatte. Der Retter Konn^' saroff wurde in den Adelsstand erhoben und mit Ehren und Gütern Überschuß Ein harter Schlag für das Herz des Monarchen war der Tod des Großfürst Thronfolgers, welcher kurz vor seiner beabsichtigten Vermählung mit der «pW schen Königstochter Dagmar in Nizza einem Brnstleiden erlag. Er verschick den Armen des Vaters, der über Frankreich an das Sterbelager des geeilt war. Nachdem die Trauer um den Gestorbenen vorüber war, reichte dänische Braut, die schöne Dagmar, dem zum Thronfolger erklärten Sohne, Alexander, die Hand zum Chebund, ein Familiencreigniß, das, "" großen Festlichkeiten begleitet, auch wieder einige Erleichterungen in die