710 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiserthums m Präsidenten der aufgelösten Gesellschaft, begrüßte ihn mit stürmischen HochrW und sammelte sich endlich vor dem Schloß des Slatthaltcrs, das Polcnlicd Neuem anstimmcnd. Fürst Gortschakoff ließ daS Militär ausrückcn und fordir» dann, an das Volk hcranrcitcnd, zum Auscinandcrgchen auf. Die Menge ab» verlangte zuerst die Entfernung der Soldaten. Einige Augenblicke besann s^ der Fürst; dann begann ein Bataillon nach dem andern abzuzichen, begieß von dem Hohngelächter des Volks. Dieser Ausgang erhöhte die Zuversicht Polen. Sie glaubten einen Sieg über die Regierung errungen zu haben, die geheimen Leiter bestärkten sie in dem Wahne, das Militär dürfe nicht sch^I schießen. Am folgenden Tag wiederholten sich daher die Auftritte. Gegk» Abend versammelten sich gewaltige Volksmassen vor dem Schlöffe und in b" angrenzenden Straßen, ohne sich durch die ausgestellten Truppen einschüchtcrn z" lassen. Alle Mittel, sie auf dem Wege der Güte zu zerstreuen, waren fruchtig Die Anfruhractc wurde dreimal unter Trommelwirbel verlesen: die VW antwortete mit Schreien, Zischen, sogar mit Stcinwürfen. Nun erhielten^ Gendarmen den Befehl, mit der flachen Klinge die Masse zurückzutrcibe»; all»" bald drängten sich andere vor, mit Heiligenbildern und religiösen Abzeichen sehen, unter ihnen auch Priester, um unter dem Schutze der Religion jedem griff Trotz zu bieten. Nachdem auf solche Weise die Laugmuth der TruM zwei Stunden hindurch auf eine schwere Probe gestellt worden, erhielt das Volk Befehl, von den Waffen Gebrauch zu machen. Auch jetzt noch feuerte zuerst in die Luft. Da erfolgten aber Schüsse und Stcinwürfe aus benachbart!" Häusern, durch welche zwei Soldaten gctödtet und mehrere verwundet wurdet Nun ging die Geduld in Wuth über. Es wurde in die Häuser und auf Menge gefeuert und bald lagen dreißig Todte und eine große Anzahl BeM»"' detcr auf dem Platze. Mit heulendem Geschrei stürzte die Masse fort und»' wenigen Stunden waren die bisher so belebten Straßen wie ausgestorbcn. folgenden Tag wurde die militärische Besetzung der Stadt vorgenonnnen, d" Gemeinderath aufgelöst und Anordnungen getroffen, die einem Belagerungs)»' stände nahe kamen. Die Begräbnisse mußten in der Stille vollzogen werde»! alle nationalen Kundgebungen wurden mit Gewalt verhindert, und das in Trauer" durfte seinen Schmerz nicht durch die Kleidung kund geben. Durch diese Maßregeln wurde jedoch die nationale Bewegung nur zus»»" >u"°"spa-m. mengepreßt, nicht erstickt. Von den Straßen und öffentlichen Plätzen flächt sie in die Kirchen, wo sie an der Geistlichkeit Schutz und Hülfe fand. Schon 22. April sah sich Wiclopolski gcnöthigt, einen Erlaß gegen die Agitation^ der polnischen Priester zu veröffentlichen, worin er sie beschuldigte, „in der W^ offenen Haß gegen die Regierung zu erwecken". Umsonst stellte der StatthW an den Erzbischof von Warschau das Verlangen, einen beruhigenden Hirten^ an die Geistlichkeit zu erlassen; cs wurde abgelchnt; statt dessen erklärte Priestcrschaft, sie würde nicht mehr mit der bisherigen sündhaften Gleichgültig^