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708 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiscrthums politische Tendenzen hindeutctc. Der Adel hielt sich fern von den FcM welche durch die Anwesenheit der hohen Herrschaften veranlaßt wurden. 29. Novcmher, dem Jahrestag der Revolution von 1830, fand in der mcliterkirchc, damals Gefängnis; für die Polen, ein Traucrfcst statt, woblik einem Liede, das seitdem als polnische Nationalhymne galt nnd bald verbot wurde, die Befreiung des Vaterlandes vom Tyranncnjoch gefeiert und erfl^ ward. Nach diesen Kundgebungen, welche die Regierung unbeachtet ließ, lbsi.am 25. Februar 1861, dem Jahrestag der Schlacht vou Grochow, cinew" fassendcre Demonstration, wozu öffentliche Einladungen erlassen worden. endloser Zug von meist jungen Leuten, den ein Mann mit der polnische» eröffnete, bewegte sich am Abend von dem Altmarkt und der nahe gelegt Panlincrkirche mit Fackeln nnd Fähnchen, unter religiösen und patriotisch Gesängen durch die Straßen nach dem Palastc der Statthalterschaft, wo Mitglieder des landwirthschaftlichcn Vereins aus dem ganzen Königreiches einer Generalversammlung vereinigt waren, um die Mittel und Wege zu rathcn, wie man am zweckmäßigsten die Erbzinsgütcr in freies Eigcnthuw wandeln könne. Durch diese freiwillige Ablösung der bäuerlichen Lasten, ohnedies von der russischen Regierung in nahe Aussicht gestellt war, hoffte^ den Bauernstand für die nationale Erhebung zu gewinnen. Ehe der Zug, durch fortwährendes Zuströmen lawinenartig anwnchs, vor der Statthalt^ anlangte, drang eine Abthcilung der berittenen Gensdarmcrie auf die smg^ und jauchzende Menge ein und trieb sic mit Säbelhieben auseinander, w"h da man sich den beabsichtigten Verhaftungen widersetzte, mehrere Verwundung vorkamen. Ob auch Todte, wie behauptet ward, ist ungewiß. Am cw^' Tage sah man die polnische Bevölkerung mit Traucrzeichen. Ein Leiche^' wie es hieß zu Ehren eines Gefallenen, gab ain Abend des 27. Februar Militär Veranlassung zu neuem Einschreiten, als man dessen Aufforderung / Auscinandergehen mit Hohn und Stcinwürfen beantwortete. Diesmal war g Ausgang blutiger. Drei Personen stürzten todt nieder, mehrere wurden wnndet. Darüber gerieth die Stadt in Aufruhr. Die Läden wurden geschl^ die Leichen auf Brettern durch die Straßen getragen. Die Regierung war g troffen. Fürst Gortschakoff sprach in einer Proklamation sein Bedauern das Vorgefallcne aus nnd verhieß eine gerichtliche Untersuchung; er gestow" daß eine Anzahl angesehener Bürger als „Sichcrhcits-Comite" oder Burges die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe übernahm, eine feierliche Beerdig^ 2. Ms-; der am 27. Februar Gefallenen veranstaltete nnd an den Kaiser eine Ad» richtete, worin es hieß daß die Ereignisse der letzten Tage nicht die Auslug vorübergehender Leidenschaften einzelner Klassen des Volks, sondern die lB einstimmige Kundgebung unterdrückter Gefühle und unbefriedigter Bedürf'" des Landes seien, worin geklagt war, daß sie, eine selbständige, eigens Nation, eines gesetzlichen Organs entbehrten, durch das sic unmittelbar i"