698 I). Von Errichtung des zweiten franz. KaisertHums rc. fallen werde. Statt im Innern ein würdiges Staatswesen auSzubildcn, richten die Griechen ihre Blicke stets nach Außen und suchen die Schwäche der Türkei zu ihm eigenen Vergrößerung zu benutzen. Die Aufrichtung eines Hcllcncnstaats auf dm Trümmern deS Osmanenreichs bleibt die „große Idee" der Ration, die bei jeder tieferen Bewegung aufs Neue zu Tage tritt. Die Unfähigkeit der griechischen Regierung, im eigenen Lande Ordnung zu schaffen und das Gesetz zur Geltung zu bringen, trat in auffallendster Weise zu Tage, als mehrere angesehene Engländer, welche von Athen aus daS Schlachtfeld von Marathon besuchten, von einer Räubcrschaar überfallen Mai 1870. und ermordet wurden und bei dem Verhöre der Gefangenen verdächtige Verbindungen der Schuldigen in der Hauptstadt selbst zur Sprache kamen. Jnsurm. Als das Einigungswcrk Italiens durch die Erwerbung Venetiens seinem Abschluß ' " Landia! nahe gebracht wurde, regten sich auch in der griechischen Welt neue Unabhängigkeit' bestrcbungcn, die auf der nach Vereinigung mit dem griechischen Königreich strebenden iss«. Insel Ca ndia (Kreta) zu einem allgemeinen Aufstand führten, welcher durch türkische und ägyptische Kriegsmannschaftcn zwar nicdergchalten, aber trotz mancher günstigen Anerbietungen von Seiten der Pforte nicht gänzlich unterdrückt werden konnte, da U durch Zuzüge griechischer und selbst italienischer Freiwilligen stets neue Nahrung erhielt und heimlich von Rußland begünstigt ward. Auch in Rhodos und andern von Grieche« bewohnten Inseln und Landschaften des Osmanenreichs erzeugte der Steuerdruck und der religiöse Fanatismus der Mohammedaner Aufstände und kriegerische Bewegung!" unter der christlichen Bevölkerung. Diese waren noch im vollen Gange, als König Ott" 26. Juli 1867. in einem Alter von 52 Jahren nach kurzer Krankheit in Bamberg starb. Die Btt' mählung des Königs Georg mit einer russischen Fürstentochtcr knüpfte das zwischen Ruhland und Griechenland noch enger. Aber alle Bemühungen des Peters' burger Cabinets und anderer Mächte, die Pforte zur Abtretung der Insel Candia >" bewegen, blieben erfolglos. Die Griechen fuhren fort, die aufständischen Candiotens" 1868. unterstützen. Da schritten die Türken endlich zu energischen Maßregeln. Anfangs O"' cember wurde ein Ultimatum nach Athen gerichtet, und als man dort auf daffclbe nicht einging, wurden die türkischen Häfen den griechischen Schiffen verschlossen und hellenischen Unterthanen von türkischem Gebiet ausgewiesen. Aufs Neue wurden^ europäischen Mächte durch die orientalische Frage beunruhigt: England, Frankreich und Oesterreich standen auf Seiten der Türkei; Rußland befand sich in einer schwierige" Lage: sollte es durch Unterstützung der Griechen einen neuen Krieg wagen oder dm"» Preisgcbung derselben seinen Einfluß im Orient gefährden? Da machte Preußen de" Jan. 1868.Vorschlag, die Sache auf einer europäischen Confercnz in Paris zum Austragi" bringen. Bon dieser wurde eine Vermittelung getroffen, welche auch die griechisch' Regierung auf Zureden Rußlands annahm. „Wozu sich Griechenland der Pforte gcgl"' über nicht hatte verstehen wollen, glaubte es ganz Europa gegenüber nicht verweigerns" können." Die candiotischc Jnsurrection ging nunmehr zu Ende, und die Insel Wt' wieder unter die Botmäßigkeit der Pforte zurück. Die Geldnoth in beiden Staaten eine friedliche Ausgleichung zur Nothwcndigkcit. Dik Pforte Seitdem ist man in Constantinopel aus dem betretenen Wege fortgeschritten. u. Aegypten. Besuch der Kaiserin Eugenie von Frankreich, des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich' j des Kronprinzen von Preußen und anderer hohen Herrschaften, welche zur Feiert Eröffnung des unter der Leitung des französischen Diplomaten Lcffeps vollends" Scrgst 1869. Suezkanals nach dem Orient reisten, hat die Annäherung zwischen dem osmanisch'" Reich und der europäischen Culturwelt einen Schritt weiter geführt. Bei dieser Geieg"" heit mochte auch ein Besuch in der türkischen Hauptstadt um so angemessener schein^ als der Sultan den „Vicekönig" Ismail Pascha im Verdacht hatte, er wollte das Bas!"''