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678 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiscrthnms re. Fuad Effendi, in Unterhandlungen einzulasscn, forderte er Audienz bei dem Sultan selbst und trat, als ihm diese bewilligt wurde, wie die Zeitungen melde- Uz! ten, im Nciscklcid (Paletot) und mit bestaubten Stiefeln in den festlich gekleidete» Divan. Diesem verächtlichen Auftreten entsprachen seine Forderungen. Er verlangte für seinen Gebieter vertragsmäßige Zugeständnisse, die einem Protccto- rat über alle griechischen Christen gleich kamen, eine Forderung, deren Gewährung den russischen Herrscher zum Mitregentcu des Sultans in aste» inneren Anliegen erhoben hätte. Denn bei der innigen Verflechtung von weltlichem und geistlichem Ncgimente im osmanischen Reiche würde in vielen Fällen die Entscheidung oder Znstümuuug dem russischen Kaiser oder seinem Gesandten zugestanden haben. Troß der Vcrmittelungsversuchc des englischen Botschafters Sir Stratford Can ning, bald nachher zum Rang eines Viscount of Rcdcliffe erhoben, wurde daher die Forderung von der Pforte bestimmt abgcwiesen; alle nachfolgenden Ver handlungen hatten keinen bessern Erfolg, so daß Menschikoff, nach EinrcichiMg eines Ultimatum, am 21. Mai unverrichteter Dinge abreiste, mit drohenden Worten sein baldiges Erscheinen in Uniform in Aussicht stellend. „Man hatte sich in Petersburg in eine Selbstzufriedenheit und in einen Unfehlbarkeitsdünkcl hincingeredet, die jede ernsthafte Vorbereitung auf den Krieg ausschlossen und für ausgemacht ansahen, Europa werde sich, weun der Zar nur fest bleibe, dem Willen Rußlands auch diesmal unterwerfen." Aber es kam anders. Drei Wochen später legte sich die französische und englische Kriegsflotte in der schönen Besikabai am Eingang der Dardanellen vor Anker, um den weiteren Gang der Dinge zu beobachten. 1). Der Krieg an der Donau. Ausbruch d!s Cs war nicht zu erwarten, daß Kaiser Nicolaus, ein Mann von mäßige» lümsch!» Geistcsgaben, aber von großer Willenskraft und Charakterfestigkeit und stolz aus ' die glänzenden Erfolge seiner bisherigen Regierung, vor dem bevorstehenden Kriege zurückweichen werde. Der drohenden Haltung der französisch-englischen 7. Sun 1853.Flotte begegnete er durch den Befehl an den Fürsten Michael Gortschakofs- mit zwei von den Generalen Lüders und Danneberg befehligten Heerabthcilunge» zu je 40,000 Mann den Pruth zu überschreiten und die Donaufürstenthümcr als „materielles Unterpfand" in Besitz zu nehmen, bis die Pforte seine Forder ungen befriedigt haben würde. Um das russische Volk für die Sache mehr z» begeistern, suchte er dem Kriege einen religiösen Charakter aufzuprägcn. Ehr die Heere über den Pruth setzten, veranstaltete er in Petersburg eine große VÄ' tärparade und einen feierlichen Gottesdienst, wobei er als Patriarch der russische Kirche das griechische Kreuz in der Hand in die Jsaakskirche zog, um den Ve» stand des Himmels für den heiligen Kampf zu erflehen, und als die Truppen i» die Donaufürstenthümer einrückten, verkündete ein kaiserliches Manifest, d^