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658 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiserthums u Schwert nie aus der Hand legen konnten, daß in den Oasen nnd Stcppcnlandschast» des Südens ein beständiger Kricgsstand waltete, daß die Clammhäuptlingc von wu' selmanischem Fanatismus aufgestachelt immer wieder zum „heiligen Krieg" aufricfen. daß mehrere Stämme sich zu gcmcinsamc» Unternehmungen verbündeten. Und wenn auch kein Stammhaupt mehr zu der Macht und dem Ansehen dcS Abd-el-Kadcr aufzuschwingen vermochte, so bereiteten doch die unaufhörlichen Kämpfe und klein» Kriege den civilisatorischcn Arbeiten unendliche Schwierigkeiten. DaS Jahr 1864, i" welchem Pelissicr starb und Mac Mahon die Stelle eines Generalgouverncurs antrnt brachte einen der gefährlichsten und verderblichsten Strcifzügc. Der mächtige Stam» der Ulcd-Sidi im Süden von Oran, beleidigt und verletzt, daß ein hochgestellter Arakr von der französischen Militärbehörde zu Stvckschlägcn, der entehrendsten Strafe ß'o einen Freigcbornen, vcrurthcilt worden, ergriff die Waffen und machte einen Eins^ in das Teil, die Dörfer der Ansiedler nnd der Kabhlcn verwüstend und die Ernte dö Jahres zerstörend. Nur durch das energische Vorgehen dcS Generals Dcligny wurd» die wilden Horden in die Sahara zurückgcdrängt und wieder zur Anerkennung französischen Hoheit gezwungen. Es änderte wenig an der Lage, daß im nächsten Ms-,isks.der Kaiser selbst in der Colonic erschien und durch verheißungsvolle Proklamationen^ mohammedanischen Stämme für ein friedfertiges Zusammenleben zu gewinnen suA" die folgenden Jahre verliefen ebenso unruhig wie die vorhergehenden. Das fronM^ Militärsystem reizte den unbotmäßigen Geist der arabischen Beduinen. Die Karava» scrai zwischen Saida und Gcryville wurde von den vereinigten Stämmen unter ih"" kriegerischen Häuptlingen Si-Lala, Si-Hamcd Ben Hamza und Sidi-Mohaum^' Murcy-Kersar zerstört, die den Franzosen treu gebliebenen Stämme der ganzen gegend ihrer Hecrden und Früchte beraubt, alles angebautc Land von den kriegerisch^ Horden verwüstet. Erst nach einem zweijährigen Krieg gelang es dem unternehmen^ Oberst Colomb, der seine Streitkräfte zwischen El Aghuat und Gcryville in einem festigten Lager bei Tadjcruna zusammcnhiclt, den barbarischen Strcifzügen Einheit s' NM. thun und die Schaaren der Araber in die Sahara zurückzutreiben. Die empfind^' Niederlage der Scheikhs Si-Hamed's und Si-Lala's bei Golca hatte zur Folge, daß der nächsten Zeit die Grcnzlande ruhig blieben, so daß bei dem Ausbruch des sta"' zösisch - deutschen Krieges die Pariser Regierung einen großen Theil der afrikanisch^ Armee nach Europa überführen konnte. Es ist noch in guter Erinnerung, mit welche Grauen man in den deutschen Grcnzlandcn von den Turcos und Zuaven sprach. PnMührtt Napoleon erfreute sich im eigenen Lande einer gewissen Popularität, so auch eine feindselige Partei sich in Schmähungen erging gegen „Badings welchen Namen er einst bei seiner Flucht aus Ham als Maurer geführt hot^ Die Anhänger eines parlamentarischen Staatswesens mit seinen oratoris^" Schaustücken vergaßen ihm niemals die blutigen und treulosen Wege, auf de>^ er zum Kaiserthron aufgestiegen war. Aber das Volk war dem ungewöhnlich^ Manne nicht abgeneigt, der bald in träumerische Schlaffheit versunken schien,"" sich mit erregter Beweglichkeit in die politische und militärische Action stürzte. § Zeiten stumm und mit hochgeschlossenen Augen hinbrütend, dann wieder bcr^ und voll ritterlichen Anstandes, war er stets eine merkwürdige Persönlichkeit, sich das öffentliche Interesse zuwandte, eine Herrschernatur, welche Worte und?^ tuug in der Gewalt hatte und einiges von dem gewinnenden Wesen des Oh^ besaß. Aber so sehr sich Napoleon's Herrschaft bei dem Volke befestigte, die ö"