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032 (-!. Cultur- und Geistesleben in Deutschland. auch bei Mulready in der Schilderung des Knabenlebens, bei Millais unk Hunt, in deren Bildern die Treue der Dctailstudie» in Erstaunen setzt, unk Landscer ist ein Virtuos in der Thicrmalcrei. Alle Bilder der englischen Maler besonders die Landschaften des genialen, mitunter nach phantastischen Effekten strebenden I. M. W. Turner, und die lieblichen Bildnisse des Portraitmalcrk nss-lÄ" Thom. Lawrence zeichnen sich durch ein anziehendes Spiel der Farben und durch glänzende Lichtwirkungen aus, Vorzüge, welche auch die Aquarellmaler CoM Fielding, C. Stanfield, Lewis u. a. «heilen, wie denn gerade diese Gattung kit höchste Ausbildung in dem britischen Jnsclreich erlangt hat. Aber allen engli- scheu Künstlern gebricht cs an productiver Erfindnngskraft; eine Menge von Malern, wie Frith, Frost, Leslie Allan, Stone u. A. widmeten ihre Kuust vorzugsweise den Illustrationen inländischer nnd auswärtiger Dichter, besonders Shakespeare's. — Uebrigcns ist es in keinem Lande schwieriger eine geschichtliche Kunstentwickelung nachzuweiscn als in England. Die künstlerische Tradition des Mittelalters ist durch die Revolutionen des scchszehnten und siebenzchnten Jahr hunderts untergegangen. Die moderne Kunstübung hat wenig Zusammenhang mit dem nationalen Volksleben, daher der Individualismus mehr als irgendwo sonst sich geltend macht. Die englischen Kunstzuslände bieten ein eigenes Schau spiel dar. „Viel Originalität und doch eine arge Monotonie; eine mannichfachk Uebereinstimmung in der herrschenden Manier und doch keine Schule; ein übcr- aus kräftig ausgeprägter Localcharaktcr und doch keine Kunsteinheit". 3. Plastik Biwmtti Wir haben in einem früheren Bande (XIII, 726 ff.) des gewaltigen Um- schmungcs gedacht, den die Bildnerci durch Canova und Thorwaldsen erfahren Hal. Ihre Meisterschaft war so einflußreich, daß Rom mit seinen zahlreichen Werkstätten mit seiner Marmortcchnik und handwerksmäßigen Kunstübnng und mit seine» antiken Vorbildern seitdem ein Hauptsitz plastischer Kunstthätigkcit geworden ist, wo Bildhauer aller Nationen ihren Aufenthalt wählten und die von den beide» großen Meistern an der Hand hellenischer Muster geschaffenen Vorbilder zur Richtschnur ihres Schaffens nahmen. So haben nicht blos deutsche Künstler, wie Martin Wagner aus Würzburg und Peter Schöpf aus München, wie die EbÄ">dBrüder Eberhard aus Tirol, wie Karl Steinhäuser aus Bremen und Eduard Mayer aus der Rhcingegend, wie der zur katholischen Kirche übergctretcne Julius Troschel aus Berlin (Perseus; Gruppe der Grazien), wie der Schweizer Jin- Hof (-st 1869), wie Achtermann nnd Hoffmann, beide im religiösen Kunstgebieie thälig, wie der Koburgcr Müller (Prometheus und die Okcaniden), dauernd oder längere Zeit ihre Wcrkstätte in der Tiberstadt aufgeschlagen und ihre meiste» Arbeiten daselbst verfertigt und verfertigen lassen (Sitzende Goethestatue i» Weimar von Stein Häuser, seit 1864 an der Kunstschule in Karlsruhe wirkend)-