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626 (l. Cultur- und Geistesleben. historischen Hciligcuapparat. Auch bei Victor Orsel, dessen bedeutendstes Wn! „die Tochter Pharavnis für den kleinen MoscS bittend", erst nach der Julircvolu- tion entstand, überwiegt die historische Correctheit das religiöse Gefühl. nU-iÄi" Neben Ingres und Delacroix haben besonders Leopold Robert und Ho- race Vernet einen bestimmenden Einfluß auf die französische Malcrkunst geübt Robert's Genrebilder erheben sich durch den Ernst der Auffassung mit den edelsic« Werken der Historienmalerei in eine Linie. „Die Reinheit des Stiles, die lauten Harmonie der Form und Farbe, die hohe Anmuth und Stille des Geistes, welche überall in seinen Gemälden, meist italieni scheu VolkSscencn, hervor leuchten, geben ihm Vorzüge, deren nur wenige neuere Künstler thcilhastig gk- worden sind". Robert veredelte alle seine Gegenstände ; „sein Genie war aus der Ideal gerichtet, auf das Erhabene, und die Auftritte des häuslichen Lebens, selbst in den niedrigsten Kreisen der Gesellschaft, gewannen unter seiner Hand ei« Gepräge von Großheit". Durch seine von einem leisen Hauch der Trauer E gewehte Bolksschilderung zieht ein großartiger historischer Geist: seine Genre' bilder haben immer einen geschichtlichen Grundzug. Ihre Motive mögen dB äußern Scheine nach in das Gebiet der Idylle oder der Elegie fallen, ihr wahres Wesen stellt sie in eine Reihe cchthistorischer Schöpfungen. Wer kennt nicht sc^ „heimkehrenden Schnitter"; seine „Fischer der Lagunen"; seine „Scenen auS dB Brigantenleben"; sein „Fest der Madonna del Arco"? In einem Anfall Schwermuth, vielleicht aus geheimer Liebe zu der Prinzessin Charlotte, WM deslbei einem Aufstande in der Romagna (1831) gestorbenen Napoleon N' naparte, endete er auf gewaltsame Weise sein Leben in Venedig. B«" großer Wirkung ist auch „der Alchimist" von Eugen Jsabey, ein Bild, dai an Rembrandt'sche Auffassung erinnert. Unter den vielen Nachahmern Rivalen Robert's kamen nur Schuetz, Lehmann und Hebert dem MeW nahe. Der letzte theilt in seinen Darstellungen aus dem landschaftliche" Volksleben mit Robert den melancholischen Hauch (in seiner Malaria ersehet das junge Weib mit dem siechen Kind auf dem Arm wie eine „MadoB" des Fiebers"), und übertrifft ihn nicht selten durch anziehenden weichen Schn^' des Colorits. Der anregenden Wirkung von Robert war cs in erster Linie zuzuschrciben, d«s auch während des zweiten Kaiserreiches, wo die Malerkunst hauptsächlich auf Sinne«' reiz, aus die Darstellung greller Sensationsscencn ausging, in Jules Breton u« Fred. Millet die landschaftliche Genremalerei sich auf einer gewissen idealen Höhe Hw ' Insbesondere tritt uns, wie Lübke versichert, bei dem ersteren die Tendenz entgeh) das Schöne, Anmuthige, gleichsam Verklärte des Volksgemüthes wicderzugeben. „SB „Jäterinnen", seine „Abends heimkehrendc Schnitter", seine „Aehrenlescrinnen", h) „Ende des Tages" und so manche andere sinnige Bilder, wie schlicht und ergrciscnd stB sie da!" Bei Millct dagegen treten die Gestalten in ihrer ganzen wcttergchärteten De« heil und Rauhheit auf; „aber auch bei ihnen liegt so viel echte Wahrheit und in der Darstellung, daß man immer wieder zurückkehrt zu diesen rührend einsam