624 0. Lultur- und Geistesleben. ^'A den Orient, dem ja die romantische Zcitrichtung gan, besonders zugcwcndet war und der dnrch den talentvollen vielseitigen Maler Al. DecampS s„Türkisch! Wache"; „Joseph von den Brüdern verkauft"; „Samson und die Philister") i» glänzender Weise ansgcbcutet wurde, da« kirchliche und geschichtliche Gebiet i„M> gionSgespräch von Poissy" von Nic. Robcrt-Flenry. Nun kam auch für Ingres die Zeit des Glanzes. Bei dem großen Widerstreit der Gegensätze blieb Rauin genug für eine versöhnliche auf das Ideale gerichtete Natur. Er kehrte noch Paris zurück, wo sein Gemälde „Das Gelübde Ludwig's XIII." allgemein! Bewunderung erregte. Diese günstige Stimmung wuchs mit jeder neue» Pro- duction, so daß der Meister, der „sranzösischc Rasael", wie ihn seine Verehrer nannten, eine große Zahl begeisterter Schüler in seiner Werkstättc um sich vm sammelte, die auf seine Unübertrcfflichkeit schworen. Mit unermüdlicher The- tigkcit hat Ingres die verschiedensten Gebiete bearbeitet: im kirchlichen Andacht bild wie in antiken Stoffen, in geschichtlichen Gcnresccncn wie im Portrait h»> er Werke geschaffen, die durch Gediegenheit der Form, Adel und Reinheit dck Ausdrucks, strenge stilvolle Behandlung allen Anforderungen genügen. höchste Anerkennung fand seine „Apotheose des Homer", ein großartiges Gemäldc mit vielen historischen und symbolischen Figuren. Ingres verband mit einer reichen Phantasie und einer großen Mannichfaltigkcit der Formengebung ebn stilvolle Correctheit und ein anmuthigcs Colorit. Dabei hielt er sich fern von aller Ucbertrcibung, bewegte sich mit maßvoller Selbstbeherrschung zwischen Klassicismus und Romantik, die er beide in seinen Compositionen zu vereinigen suchte, und entfaltete ein seltenes Verständnis; für schöne Formen und richtig! Zeichnung. Nun erhielt Ingres Auszeichnungen auf Auszeichnungen. Er leitete nach Horace Vemet's Abgang einige Jahre die französische Kunstakademie in Rom, er wurde Mitglied des Instituts der schönen Künste in Paris, er erhielt das Kreuz der Ehrenlegion bis zu den höchsten Graden und die Würde eines Senators. Vom Jahre 1841 an lebte er wieder in Paris, bis zu seinem Tode unermüdlich schaffend und fortwährend mit neuen Werken hervortrctcnd („Venus Anadyomene"; „die Quelle"). Seit deu großen Italienern und Niederländern hat kaum ein anderer Maler so viele Bilder hinterlassen. Darunter eine Menge Portraits mit feiner Charakteristik, unter denen die des ältern Bertin, des Grafen von Mole, des Herzogs von Orleans und sein eigenes neben dem von Chern- bini mit der ihn krönenden Muse am meisten gerühmt werden. Von den größeren Gemälden mit historischen und kirchlichen Stoffe» s„Pius VII. in der päpstliche» Capelle"; „Karl's V. Einzug in Paris", „Henri IV. in seiner Familie"; „Jeanne d'Arc bei der Krönung Karl's V."; „Martyrium des Heiligen Symphorion" i» der Kathedrale von Autun; „Jesus unter deu Schriftgclehrten" u. v. a.) ist noed besonders hervorzuhcben die „Apotheose Napoleons" in dem Pariser Stadthausc- cin Bild, auf welchem der Kaiser als Heros iu Purpur gehüllt auf einer vergol deten Quadriga von der Victoria zum Tempel der Unsterblichkeit geleitet wird.