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618 6. Cultur- und Geistesleben in Deutschland. kcit nennt; „Frühlingsbildcr"; „musizirendc Kinder" u. a. m. „Unterscheidet D Feuerbach von seinen deutschen Vorgängern schon äußerlich darin", heißt es bei d» genannten Kunstkritiker und Künstlcrbiographen, „daß ec kein vorzugsweise dram» scher Maler ist, wie fast alle die, welche sich mn Cornelius gruppircn, so auch daduch daß er niemals tendcntiös oder lehrhaft wird, nie predigen will. Deshalb hat er so viel Sinn für die Kindernatur und die in dieses Genre zählenden Werke gehören m streitig zu seinen reizendsten Schöpfungen". Nach der „Jphigcnia am MccrcsstrnB' in verschiedenen Ausführungen malte Feuerbach sein berühmtestes Bild „Gastmahl dil Plato", wovon eine ältere Bearbeitung sich in Hannover, eine jüngere in Berlin l» findet. Wir wollen darüber das Urtheil von Pccht anführcn: „DaS Ganze bietet dur§ seinen Rcichthum an Charakteren und Seelenbewegungcn aller Art, vom tiefsten Sine ' bis zum tollsten Jubeln, von Kindern und leichtfertig schönen Weibern bis zu d' Greise gebieterischer Hoheit eine so außerordentliche Abwechselung, daß man cS eins^ vollendetes Bild der griechischen Welt, voll köstlichen malerischen Reizes und von »» ganzen edlen Würde der schönsten Antiken durchdrungen nennen kann". Dem Gastm^ folgte rasch eine ganze Reihe großartiger Bilder über antike Stoffe, wie „Orpheus Eurydike", wie „Medea", worin die abführenden Matrosen in italienischer Tracht »E trefflich behandelt find; wie „das Urtheil des Paris", mit einer Behandlung des ÄD" „in der edeln antiken Unbefangenheit, die das direkteste Gcgentheil von moderner i»' stcrnheit bildet"; wie die „Amazoncnschlacht" und die.Atanomachic", beide vondE matischer Lebendigkeit und hoher Gestaltungskraft. Das letztere Bild, als Sieg Cultur über die rohen Naturgewalten gedacht, ist bestimmt, eine Saaldecke des dem Architekten Hansen ausgeführten neuen Akademicgcbäudes in Wien zu zi^ wohin der Künstler vor mehreren Jahren als Professor der Kunstschule berufen worE ist. Für Nürnberg, das er in letzter Zeit neben Venedig zum Aufenthaltsort gcwE hatte, schmückte er in dem neuen Gerichtsgebäude einen Saal mit einem Wandgemälde die Uebergabe des Freibriefs an den Handelsstand der Stadt durch Ludwig den darstellend. Pccht hebt am Schluffe seiner „Studien und Erinnerungen" noch den»"' tionalen Charakter der Feuerbach'schen Bilder hervor. „Der Künstler sieht seine N"» schen, auch wenn er in ihnen die echtesten Hellenen oder Italiener darstellt, immer'»" der Empfindung des Deutschen, und daß diese Empfindung nicht nur schlechtweg»" tional, daß sie durchweg edel, groß, vornehin und wenn nicht gewaltig oder auch je pathetisch, doch tief und ergreifend sein kann, daß mit einem Worte der geistiges seiner Bilder allmählich den blos formellen überwiegt, ohne daß dieser darunter S"' litten hätte: das gibt dem Künstler den Anspruch zu den besten seiner Zeit gezähll!» werden". Es ist noch in Aller Erinnerung, welch tiefen Eindruck die Kunde von M» schnellen und frühen Tod in Folge eines Herzschlags am 4. Januar 1880 in BencE' in ganz Deutschland hcrvorgebracht hat. Die großartige Leichenfeier in Nürnberg»»' die glänzende Ausstellung seiner sämmtlichen Bilder in der Berliner Nationalgalm durch den kunstsinnigen und thätigen Dircctor derselben vr. M. Jordan, welche künstlerischen Entwickelungsgang des Geschiedenen durch alle Stadien veranschaulich»! gaben Zeugniß, zu welcher Bedeutung und zu welchem Ruhm er trotz aller Mg»" und alles Tadels einer parteiischen Kritik gelangt war und wie allgemein sein HE Talent wie sein edles Streben und Schaffen anerkannt wurden. Unter den ausgesM" Bildern befanden sich auch noch einige nachgelassene Werke, wie „das Conccrt"; metheus", welche Zeugniß geben von dem stetigen Fortschreiten auf der Künstlers