614 0. Kultur- und Geistesleben in Deutschland. aus durch lebendige und phantasievollc Auffassung der Gegenstände, wie dunt ^bi^z"cinc leuchtende schöne Farbcnwirkung. Joh. Stieler aus Mainz und der vich gereiste Altbaier Franz Lcnbach gaben auch der Bildnißmalcrci einen künstleri schen Schwung. Die Kunstschulen von München und Düsseldorf waren Jahrzehnte hindurch die eigentlichen Pflanzstätten der deutschen Malerei. Aber mit der Zeit entstun den auch in andern Städten Kunstakademien, zum Theil Tochtcranstaltcn, welche mit den ältcrn wetteiferten. So trug die Ucbcrsiedclung von Cornelius nach Berlin und der längere Aufenthalt von Kaulbach daselbst wesentlich bei, daß iü Preußens Hauptstadt, wo bisher hauptsächlich die Bildnern und Baukunst ge blüht hatte, auch die Malerkunst in umfassender Weise gepflegt wurde. Karl Begas aus Heinsberg bei Köln, in Paris und Roni gebildet, bekannt durch meh rere Bilder christlich-romantischen Inhalts („Christus am Oclbcrg" in der erneuten - Garnisonskirche und „die Ausgießung des heiligen Geistes" im Dom zu Berlin, „die Auferstehung Christi" u. a.), trat in seiner späteren Entwickelungspcriade durch seine „Loreley" und durch viele ausgezeichnete Bildnisse in die Reihl der hervorragenden deutschen Künstler ein. Neben ihm hat sich Wilh. Heuß! (P 1861) als Historienmaler, Friedr. W. Schirmer (-j- 1866) durch Land- schaftsbilder, Eduard Magnus und Franz Krüger durch ihre Portrait- und P"- radebildcr und I. Schlesinger durch Restauration und Kopien alter GcmäA einen Namen gemacht. Auch die durch zahlreiche Illustrationen zu deutsch«! Dichtern und Geschichlswerkcn bekannten Historienmaler Ad. Fr. Menzel A. v. Werner, letzterer in unseren Tagen viel genannt wegen seiner Ausfüh rung verschiedener Scenen des deutsch-französischen Krieges, können als Berlin« Künstler gelten. O-ste-rtichi. lind nicht blos im eigentlichen deutschen Reiche mehrten sich die Kunsi- anstalten und steigerte sich der Kunstsinn des Volkes und das Kunstintercsse d« Regierungen, wie die zahlreichen Kunstausstellungen bewiesen; auch in Oestcr- reich, vorab in Wien und Prag, erwachte ein regeres Leben für die bildend« Künste. Blieben auch Musik und Theater in der lebensfrohen Stadt an d« Donau stets diejenigen Kunstzweige, welche die meiste Gunst und Pflege fanden, so wurde doch auch die Malerei allmählich aus der untergeordneten Stellung cmporgchobcn, zu der sie im Anfang des Jahrhunderts unter der Herrscht eines steifen bornirten Classicismus verurtheilt war, und die Architektur und Plastik nahmen einen Aufschwung, der hinter den Kunstleistungcn Berlins und Münchens nicht zurückblieb. Die romantische Malerei fand in der Kaiscrstadl 1^-187? durch Joseph Führich aus Böhmen, der in Rom mehrere Jahre lang ein Genosse des Ovcrbcck-Veit'schen Kreises gewesen und ganz in den christli^ symbolischen Jdeenkreis der „Nazarener" eingegangen war. Tieck's Genovel"' und Wackenroder's Hcrzensergießungen waren sein Leitstern. Aber sein Tal« war bei aller Geschicklichkeit im Zeichnen nicht bedeutend genug, um die romau-