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608 (t. Cultur- und Geistesleben in Deutschland. Gcmüthsbcwcgungen mit dein tiefsten Nachsinncn. Er gab zuerst der HistaB nialerci de» realistischen Charakter, der gleichzeitig auch iu den Münchener Kück lerkreisen durchdrang und durch seine Schiller Jul. Schrader aus Berlin, T Camphausen aus Düsseldorf, Adolf Menzel aus Breslau und insbesondere burt den in America erzogenen talentvollen E. Leiche („Washington'« Ucbcrgang iB den Delaware";,, die letzte Soiree Karl's l." u. a. sich weiter entwickelte und breitete. Auch der vielseitige gewandte A. v. Werner in Berlin hat sich nach Lessing gebildet, dann in Paris bei Dclacroir neue Eindrücke in sich B genommen. Durch Lessing, Schirmer, Sohu („Raub des Hylas", „Dianamit ihrem M phen im Bade", „die beiden Leonoren" u. a. m.), Achenbach, Th. Hildcbraiidt („Kinder Eduards" nach Shakespeare, „Judith und Holofernes"), Friedr. P«A (Wiclandzimmcr im Weimarer Schloß, Landschaftliche Bilder aus der OdO' A. Weber u. A. nahm die deutsche Historienmalerei in Verbindung mit Landschaftmalerei, durch Jacob Becker, Ludw. Knaus von Wiesbaden, M Vautier, die Norweger Ad. Tidcmand und Gude, die Humoristen Pet. senclcver ans Remscheid und Adolf Schrödter („Fischer auf Rügen"), HB Kretzschmer aus Anclam, H. Bürkcl aus Pirmasen; und Heinr. Rüstige ck^ Westfalen die Genremalerei nach der ernsten und heitern Seite einen hohe" Aufschwung. Auch Lessings „Räuber" in einer Landschaft ist ein reizet Genrebild. Es wurde bereits oben erwähnt, daß die einzelnen Kunsts tungen mehr und mehr aus ihrer abgeschlossenen Begränzung heraustB" und sich einander näherten und mit einander vermischten. Besonders die Historienmalerei in ihrem Uebergang zum Realismus einen Charakter ck welcher sich mit dem „historischen Genre" vielfach berührte; denn die und Sittenmalerei zog immer weitere Kreise, nahm immer weitere Gebiete ck^ Stoffe in sich auf. „Jeder Stand und jedes Alter, alle Beschäftigungsarten, Leben des Individuums und die Sitten ganzer Volksstämme finden in der deinen Genrcknnst ihre Verherrlichung, die Idylle und die dramatische Nov^ die Dorf- und die Stadtgcschichte, das Komische und das Traurige seine Tü' tretung". Was war daher natürlicher, als daß die Sittenmalerei auch Geschichte eine unerschöpfliche Quelle für ihre Darstellungen suchte und fand ck daß die Uebergänge und die Vermischungen von der einen zur andern Gatt»"! immer häufiger wurden. So hat auch Rüstige, nachdem er sich dü" mehrere Genrebilder („das verlassene Mädchen"; „die gestörte Mahlzeit" " bekannt gemacht, sich später mit Erfolg der Historienmalerei gewidmet: (H^ Alba im Schlosse von Rudolstadt; Kaiser Otto's III. Leicheuzug; Friedrichs und sein Hof in Palermo u. a. m.). Die Schilderung des socialen LcbB der gesellschaftlichen Conflicte, der sich in neuester Zeit die Genremalerei mit liebe zuwandtc (Karl Hübners „Schlesische Weber", „Auswanderer", „das M recht"), bildet einen Theil der inneren Geschichte der Gegenwart, die sie durchs