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mil Glück und Erfolg unterzog. In den Nibelungcnsälcn werden die Haupt- momcnte des Heldenliedes in tiespoetischcr künstlerischer Gestaltung vor das Auge geführt. Jin Jahre 1846 folgte er dein Rufe als Direktor der Kunstakademie nach Dresden. Mit seiner Uebersiedelung kam in die Dresdener Kunstübung, die bisher weder durch den Landschafismaler Friedrich, noch durch den Zeichner und Radirer Moriz Reisch oder den sentimentalen Historienmaler Gcrh. Kügelgcn >1826 durch Räuber ermordet) sich auf derHöhe der Zeit zu halten vermocht hatte, frisches Leben. Auch der talentvolle Genre- und Landschaftsmaler Karl Fo hrA^-^ von Heidelberg, der als drciundzwanzigjähriger Jüngling in der Tiber beim Baden ertrank, gehörie, wie der Züricher Ludw. Bogel („Heimkehr der Schweizer nach der Schlacht von Morgarten"), Karl Vogel aus dem Erzgebirge u. A., dein romantischen Künstlcrkrcis an. Um die bedeutendsten dieser Männer hat sich eine zahlreiche Schule jüngerer rm-bc-!'« Künstler gesammelt, die, bald den Fußstapscn der Meister folgend, sich enge an" die Vorbilder anschlossen, bald die empfangene Lehre und Anregung an freien Schöpfungen fortbildctcn. So entstanden in Deutschland Künstlcrschulen, die im Wetteifer, einander zu überbieten und ihre Geschmacksrichtung zur Geltung zu bringen, das Interesse für die schönen Künste weckten und förderten. Die geringste Zahl unbedingter Anhänger zählte Ovcrbcck's exclusiv christlich-roman tische Anschauung. Die Benennung „Klosterbrüder" oder „Nazarener", die ge rade ihnen mit einer deutlichen Beimischung von Spott zugelegt ward, bewies, daß ihr Streben nur von Wenigen anerkannt wurde. Bei der herrschenden Vor liebe der deutschen Künstlerschaft in Rom für den altitalienischcn Stil konnte es nicht fehlen, daß bei manchen derselben nicht ein von dem Gegenstände auf eigenchümliche Weise ergriffenes Gemüth, sondern ein künstliches Hineinver setzen in die Auffaffungsweise alter „florentinischer Meister" zur Erscheinung kam und ein süßlich schwächlicher Ton der erkünstelten Andachtsstimmung Ausdruck gab. Philipp Veit und Joh. Eduard Stein le aus Wien, beide in Frank- furt a. M. thätig, sind die getreuesten Verehrer des Altmeisters in Rom ge blieben. Von dem Talent des letzteren geben die „Bergpredigt" und das „Para dies" in der Kapelle der Burg Rheincck, das erste Elternpaar und ihr Sprößling Abel mit dem Apfel spielend, und eine Anzahl religiöser Oelgemälde in verschie denen Kirchen einen schönen Beweis. Am glänzendsten bewährte sich Steinle's Begabung in seinen zahlreichen Sepia- und Kreidezeichnungen. Bei ihm erreicht der Hang zum Symbolisiren oft eine bedenkliche Höhe. Auch der österreichische Künstler Joseph Führich aus Böhmen (geb. 1800), der in Wien an die Spitze der religiösen Schule trat und in seinen Zeichnungen („Blätter zu Tieck's Ge noveva", „Joseph's Traum" u. a.) lebendige Phantasie und feinen Sinn für Linien und Verhältnisse kund gab, Ernst Dcgcr aus dem Hildcsheimischcn, I. Settcgast aus Koblenz und in freierer Weise Ludw. des Coudres in Karls ruhe (-H 1879) hielten sich an die christliche Romantik und an die alten Meister