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IV. Die Kunst im neunzehnten Jahrhundert. 595 IV. Die Kunst im neunzehnten Jahrhundert. Kunstgeschichtliche Hülfsmittel. Außer den schon früher angeführten Compendien von Kugler iHandb. der Künstgesch. Stuttg. 1872. 5. Ausl.) und Lübke (Grundr. der Kunft- gesch.) in den neuesten Bearbeitungen konnten bei der nachfolgenden Darstellung benutzt werden: Aut. Springer, Geschichte der bildenden Künste im 19. Jahrh. Leipz. 1858. — vr. A. Hagen, Die deutsche Kunst in unserem Jahrh. Berlin 1857. 2 Thle. — Gesch. der neuen deutschen Kunst von Ath. Grafen v. RaczynSki. Berl. 1836.— Gesch. der deutschen Kunst von Ernst Förster. Leipz. 1860. 5 Bdc. — Gesch. der neuern deutschen Kunst ic. von Or.Frz. Reber. Stuttg. 1874. — Riegel, Gesch. de» Wiederauflebens der deutschen Kunst zu Ende des l8. und zu Anfang des 19. Jahrh. Hannov. 1877. — Deutsche Künstler des >9. Jahrh. von Friedr. Pecht. Nördlingen 1877. 79. Erste und zweite Reihe. — Jul. Meyer, Geschichte der modernen franzöfischen Malerei. Leipz. 1867. —W. Lübke, Die moderne französische Kunst. Ein Vortrag. Stuttg. 1872. Die bildenden Sänfte. 1. Künstlerische Zeitrichtungen. Der mächtige Umschwung, den das politische, geistige und sociale Leben Zusammen, im Wendepunkt der beiden letzten Jahrhunderte erfuhr, zeigte sich auch in derKunsimii»-r Kunstentwickelung. Denn, wie Anton Springer bemerkt, die bildenden Künste' schaffen keine eigene Weltanschauung, begründen nicht eine selbständige Cultur, sondern können nur als der abgeklärte, in reine Formen gefaßte Ausdruck der herrschenden Zeitideen gelten. „Weiler als diese reicht auch ihr Inhalt nicht, andere als in der Bildung eines Zeitalters wurzelnde, uns unmittelbar ver ständliche Formen stehen ihnen nicht zu Gebote; es kann die Phantasie über haupt nichts verkörpern, was nicht im Kreise der Vorstellungen schon verarbeitet wurde. Der Charakter der Kunst in einer gegebenen Periode hängt auf das Innigste mit der eben herrschenden Cultur zusammen und kann nicht andere Merkmale aufweiseu, als die letztere besitzt." Die bildende Kunst ist also nur eine der Formen und Factoren, in denen das geistige Leben, Schaffen und Wirken des Zeitalters sich nbspicgelt. Eine übersichtliche Darstellung der Kunst geschichte in ihren Hauptströmungcn ergänzt und vervollständigt mithin das allgemeine Cultur- und Zeitbild; sie ist der ideale Wiederschein desselben. Es ist uns aus dem vorigen Baude S. 722 ff. erinnerlich, wie sehr seit der Mu-Kunst. Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die Kunstthätigkeit auf allen Gebieten sich ausbildcte und erweiterte und ein wie reiches vielseitiges Leben sie entfaltete. Der Aufschwung ging wie in der Literatur so auch iu der Malerei, der Bildncrei und Architectur hauptsächlich von Deutschland aus, das auf geistigem Felde einen ähnlichen Verjüngungs- und Umgestaltungsprozeß vollzog, wie Frankreich auf dem politischen. Auch wurde schon dort bemerkt, daß diese neue Kunstthätigkeit einen universelleren Charakter angenommen, indem sie nicht wie die ältere aus- 38*