594 6. Cultur- und Geistesleben in Deutschland schlecht; sic hat zum Lachen und Weinen die Gebcrdc, Ke kann gar vornehm und herablassend sein und es steht ihr wohl an". 7. Hessen. In Kurhessen, wo Jahre lang eine volksfeindliche Regierung und ein eigen' nütziges Herrscherhaus den geistigen Interessen keine Aufmunterung gab, lm mochten einige strebsame Schulmänner in Kassel nnd Fulda und einige Pre> fessorcn der Universität Marburg die künstlerische und literarische Oede nur dürftig zu befruchten. Der gewandte Romanschriftsteller Heinrich König (-j- 1869; I hohe Braut", „die Waldenser", „die Clubisten in Mainz", „König Jerom^ Karneval", „Georg Forster's Leben" u. a.) war, seitdem Dingelstedt ausFuld« weggezogcn, einer der wenigen Pfleger belletristischer Studien. Vilmar (1800-- 1868) hat den guten Namen, den ihm früher seine Arbeiten auf dein GcM der deutschen Literatur und Sprachforschung eingetragen, durch seine nachher^ reactionäre Thätigkeit in Staat und Kirche verdunkelt. Ernst Koch, Verfass" von „Prinz Rosa-Stramin", ein Mann von krankhaft gereizter Scelenstinnnung" hat nach einem Leben voll innerer Zerrissenheit und äußerer AbenteuerlWii- das ihn nach Algier und Spanien führte, Ruhe in der katholischen Kirche gcs»^ und ist nach vielen schweren Kämpfen und Leiden zu Luremburg am 24. Ülov. 1858 gestorben. Aus der Universitätsstadt Gießen, dem früheren Wohnort des freisinnigen Literarhistorikers I. Hillebrand und des (nunmehr nach Münch"' übergesiedelten) Philosophen M. Carriere, haben sich vor Jahren die BrN" Follen, in der Demagogenzeit der Burschenschaft hervorragende Chorführer, noch dem Ausland geflüchtet; Karl Follen lebte seitdem in Zürich, wo er Ende l85o starb; Aug. Lud. Follen fand nach einem wcchselvollen Leben in Nordamerika einen tragischen Tod beim Verbrennen eines Dampfschiffes (1839). Auch Georg Büchner, dessen Trauerspiel „Dantons Tod" einst große Erwartungen erregt" mußte aus denselben Gründen eine Freistätte in Zürich suchen (1835), wo " zwei Jahre später im vierundzwanzigsten Lebensjahre einem Ncrvenfieber erlag. „Ein unvollendet Lied sank er ins Grab, der Verse schönste nahm er mit hm^ ' Pfarrer Oeser (-)- l 859) hat unter dem Namen Glaubrccht eine Reihe von Eg zählungen aus dem Hessenlande („die Schrcckenstage von Lindheini", „Finch Segen", „die Hcimathlosen", „das Wassergericht" u. v. a.) erscheinen lasset Volks- und Dorfgeschichten in religiös-sittlichem Geiste. Die ans Cassel stm"' menden „Memoiren einer Idealistin" (Alwine v. Meysenbng) sind ein St" deutscher Lulturgeschichte aus demokratischen und kosmopolitischen Flüchtling' kreisen. Die Sprachforscher Jacob und Wilhelm Grimm, gleichfalls hesM Kinder, fanden in Göttingen und Berlin den geeigneten Boden für ihre vat"' ländische Wirksamkeit.