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582 6. Cultur- und Geistesleben in Deutschland. 1780) wirkte lange i»i Kirchen- und Schulfache iu Rußland und Finnland. — Sachsen, der alte Sitz protestantischer Cultur, bewahrte auch in der neuern Zeit seinen literarische» Ruhm, wenn gleich seit dem Ucbcrtrilt des Herrscherhauses D«sd<n. zur katholischen Kirche in Dresden die Kunst mehr Geltung fand als Literatur und Wissenschaft. Tiedge verbrachte hier den Abend seines Lebens und Ludin Tieck der Romantiker stand lange in der Elbestadt unter dem jungen Gesässes da wie eine gebeugte und wankende Säule aus vergangenen Tagen, ehe er lu" Rufe des gleichgesinnten Königs nach Berlin folgte, um iu seiner Gcburtsst^ sein Grab zu finden (-j- 1853). Der Dramatiker Maltitz, der Verfassers „Schwur und Rache", „Hans Kohlhaas", „Oliver Cromwell" u. a., starb iu Dresden im vierundvierzigsten Lebensjahre (1837); Karl Förster, der Rouian- tiker, wirkte hier bis zu seinem Tode (1841) neben Tieck, und auch Gutzkow so wie der durch seine Kriegsschildcrungcn bekannte Tourist und Romanschrist steller Hans Wachenhusen aus Trier haben die kunstliebende Stadt viele Jahre lang zum Aufenthalt gewählt. Otto Ludwig aus dem Mciningen'schen, der Verfasser des „Erbförster" uud der „Makkabäer", zweier dramatischen Dich tungen voll kräftiger Zeichnung und klarer Gestaltung der Charaktere, aber ohne ideale Größe und Reinheit, ferner der Novelle „Zwischen HinnncI und Erde", und einer Thüringer Dorfgeschichte voll heitern Humors, hatte sich gleichfalls iu Dresden niedergelassen, wo er im Jahre 1865 starb. „Zi schen Himmel und Erde" ist ein ernstes, düsteres Gemälde aus dem Lebe» einer Schicferdeckerfainilie, voll ergreifender Schilderungen der Leidenschaften, Gefahren und Versuchungen. In der Nähe der schönen Elbestadt suchte Otte Heubner während seiner zehnjährigen Haft auf Königstein und Waldheim in der Dichtkunst („Klänge aus der Zelle in die Heimath') und in nietrischen Ueber- setzungen englischer Lyriker Trost und Erhebung für die Trübsal in langer Nacht- Der durch verschiedene Schriften im Geiste Rückerts, besonders durch die Spruch gedichtsammlung „Schau um dich und schau in dich" bekannte Literat Jul. Ham mer war iu Dresden geboren und starb 1862 in Pillnitz; auch der Novellen- schriftstcller Rob. Waldmüller gehört der sächsischen Hauptstadt an. Die herrliche Gemäldegallerie unter Hübners und Bendemanns Leitung und die Antikensaimn- lung (Beckers Augusteum) unter der Aufsicht des Literarhistorikers und Archäo logen Herm. Hettncr, so wie das treffliche Theater, für dessen Oper einst K. Maria von Weber (-j-1826) und bis in die neueste Zeit, vorzüglich auch als Lieder- componist populär, Karl Gottlieb Rcissigcr (-H 1859) thätig waren, sind mächtige Magnete für künstlerische und kunstsinnige Naturen. Die königliche Familie iß durch Bildung und wissenschaftlichen Sinn ausgezeichnet, Eigenschaften, die von jeher dem ganzen sächsischen Volke innewohnten und sich noch jetzt durch die treff lichen Schulanstalten bewähren. sämig. Eine glänzende Stelle in der neuesten Literatur nimmt Leipzig ein, der große Markt der Bücherwclt und einst der Hauptsitz des „jungen Deutsch-