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578 6. Kultur- und Geistesleben in Deutschland manche bedeutende Männer in andere Länder getrieben. Zog doch der größte Maler, Peter Cornelius, und der berühmteste Philosoph der Neuzeit, Fr. W. I. Schelling, »ach Berlin, und der große Naturforscher Lorenz Oken (S. 5I8> sowie der gründliche Kenner der neugriechischen und orientalischen Welt Fall- merayer (-j- 1861) mußten, jener dauernd, dieser vorübergehend, in der Schweiz eine Zufluchtsstätte gegen politische Verfolgungen suchen. Friedrich Thiersch da gegen (S. 479), der geistreiche Kenner des griechischen Altcrthums in seinen künst lerischen und literarischen Erzeugnissen, und Schelling's Jünger, der Ergründer der Natur und der Menschensecle, Gotth. H. Schubert, gleich Thiersch aus Sachsen (1780—1860), „ein bibelfester, glaubenStrcucr, mystisch-kühner Apostel der Nachtseiten der Natur und einer jenseitigen Geisterwelt", harrten bis zu ihrem Tode in München aus. So sehr auch manche Wissenschaften durch geistreiche und gelehrte Forscher, wie die Physik durch Steinheil, die alt- und mittelhoch deutsche Sprache durch Schmeller, bereichert und gepflegt wurden, und so gründ liche Arbeiten in einzelnen Zweigen die baierische Akademie in ihrer vieljährigen Wirksamkeit zu Tage gefördert haben mag, so war doch lange Zeit die Univer sität München mit all' ihren reichen Hülfsqucllen im Gebiete der freien Wissen schaft nur ein trüber Stern, wo Mysticismus (Franz Laver Baader, ch 1841, der Schöpfer eines theosophisch-philosophischen Systems, welches für Natur und Gotteswcisheit einen gcheimnißvollen Mittelpunkt suchte" XIV, 548 f.) und Ultramontanismus ihr düsteres Reich aufgeschlagen hatten. Die „historisch- politischen Blätter", wo der gelehrte Döllinger, der redegewandte E. v. Lasaulr (st- 1861), der Medicincr Ringseis, der Staatsrechtslehrer Philipps (später in Oesterreich wirkend) u. A., die'Freunde und Gesinnungsgenossen von Joseph Görres (S. 47) und seinem Sohne Guido (-H 1852), ihre kirchliche Polemik niederlegten, waren für alle Freunde humaner Bildung eine unerfreuliche Er scheinung. Erst seit dem Regierungsantritt des Königs Max II. (1848—64), eines Gönners gründlicher Wissenschaften, nahm auch die Universität München eine freiere Richtung und einen vielversprechenden Aufschwung, der auch durch mehrere begabte Dichter und Schriftsteller, die daselbst ihren Wohnsitz haben oder hatten, gefördert ward, wie Ein. Geibel, Paul Heyse, Hermann Liugg („Gedichte"; „die Völkerwanderung", epische Dichtung u. a.), Friedr. Badenstedt (geb. 1819, j. in Meiningen; „Gedichte", „Ada", „Demetrius", „Lieder des Mirza Schafft)", „Tausend und ein Tag im Orient", ein Wanderbuch voll frischer Eindrücke aus eigenen Erlebnissen, „Epische Dichtungen" u. a.), der Archivrath Franz Löher („General Spork"), Fr. v. Schack, Kunstmäccn und Uebersetzer persischer, spanischer und arabischer Dichtungen („Firdusi" u. a. W.), u. A. Hier ließ sich auch W. H. Riehl nieder, der mit feinem Spürsinn aus Natur und Sage, aus Werken und Anlagen von Menschenhand glänzende Steine zu musivischen Arbeiten über das Culturleben und die Bildungsgeschichte deutscher Stämme und Landschaften auszulesen und mit gewandter Feder zu einem schü'