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II. Die deutsche Wissenschaft im neunzehnten Jahrhundert. 553 Wachsen, in seinen verschiedenartigsten Gestaltungen zu geselligen, Bildungs-, Unter- NtzungSzwcckcn und zur Erreichung gemeinschaftlicher Interessen. Als „Anwalt der deutschen Genossenschaften" hat Schulze der Arbeiterfrage ein langes erfolgreiches Leben gewidmet und namentlich aücrwärts Arbeitergenossenschaften mit praktischen Zielen, für Erwerbs - und WirthschaftSzwcckc, wie Rohstoff-, Konsum-, Vorschuß- und Credit-, Magazin-, Krankenkassen- und dergleichen Vereine ins Leben gerufen, welche den Ver- rimgungen der Arbeiter die Vortheilc des Großbetriebs und des billigeren Masscn- bezugs ihrer Bedürfnisse verschaffen sollten und, gestützt auf die durch Solidarhaft der Mitglieder verstärkte Selbsthülfe, im Gegensatz zur socialistischcn Staatshülfe, dem kleinen Handwcrkcrthum sehr förderlich unter die Änne griffen. Durch seine Genossen schaften hat Schulze mit Bereinigung der Kräfte erringen helfen, was der Einzelkraft versagt ist. Sie gewähren billigen Credit, die Mittel zu gemeinschaftlichem Bezug der Rohstoffe, auch der Maschinen, der Wirthschastsbedürfnisse u. dcrgl. Dabei sollte die Mitwirkung des Staats nur in soweit cintrctcn, daß er alle Fesseln des VcrkehrSlebens beseitige. Das liberale wirthschaftliche System mit dem Grundsätze unbedingter Frei heit des Eigcnthums und der Verträge, der Arbeit und deS Verkehrs, schien eine aus reichende Bürgschaft zu sein für den wachsenden Wohlstand Aller, für vermehrte Güter erzeugung und für naturgemäße Güterverthcilung, stets unter der Bedingung, daß kein sremder Zwang, keine bindende Vorschrift des Staats in das ökonomische Treiben der Einzelnen störend eingrcife. „Man lasse den Dingen ungehindert ihren Lauf; die öko nomische Bewegung erfolgt mit der Regelmäßigkeit eines Systems von Naturkräften; Wn muß diese nur nicht meistern und hindern wollen, dann setzen sie sich stets nach "Wandelbaren Gesetzen in heilsames Gleichgewicht". Seine Ideen hat Schulze in meh ren sehr verbreiteten Schriften niedergelegt, so in dem „Associationsbuch", den „Vor- Huß- und Creditvercinen als Vvlksbankcn", dem Buch „Die arbeitenden Klaffen und dos Affociationswcscn", dem „Kapitel zu einem deutschen Arbeiterkatechismus". Ein Hw überreichtes Kapital aus freiwilligen Sammlungen bethätigie ihm den Dank und dH Anerkennung der Arbeiter. 2m Gegensatz zu den social-politischen Bestrebungen des Liberalismus bewegen mimmom-n. bch die Versuche des Ultramontanismus, die Arbeiterfrage im Interesse der Kirche aus- ^«1^. Beuten, Versuche, die in dem Bischof Ketteler von Mainz ihren bedeutendsten Ver-r-awn. ^ker hatten und in der Anfachung einer mächtigen, halb kirchlichen, halb social-wirth- chvhljchcn Bewegung, in der Umspannung eines großen Theils der Arbciterwelt mit °^w ausgcbreiteten Netz katholischer Agitation namhafte Erfolge erzielten. Die Heil ste!, durch welche die ultramontane Socialpolitik die Leiden der Zeit zu mildern ge- laufen auf eine kirchlich-politische und wirthschaftliche Rcaction hinaus. Eine "Mhümlichc Bewegung neuester Zeit in Deutschland ist der „Staatssocialis- der, politisch hochconservativ, in wirtschaftlicher Hinsicht die socialistischcn Forderungen zum großen Theil als berechtigt anerkennt, von dem activcn Eingreifen °wer starke monarchischen Staatsgewalt die Besserung der gesellschaftlichen Zustände Wartet, die Arbeiterbewegung gegen das Manchesterthum und das freisinnige Bürgcr- hwn im Interesse der politischen Rcaction auszubeutcn strebt, mit seinen unklaren und Ausführbaren Forderungen und seiner agitatorischen Methode aber die Geister nur '»ehr verwirrt hat. b. Die Internationale. >, Die Thatsache, daß die mirthschaftlichen Nothstände, welche den socialistischcn Gründung Mien so viele Anhänger verschafften, in den civilisirtcn Ländern überall ungefähr