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II. Die deutschc Wissenschaft im neunzehnten Jahrhundert. 543 zu berichtigen und zu bereichern oder einzelne Gebiete der nationalökonomischcn Wissen schaft anzubancn. Unter den Schülern Smith'S und Ricardo'S ragen hervor: James Mill. Rob. Torrens, ein ausgezeichneter Finanzökonvmikcr und Vorkämpfer der Handelsfreiheit, Macculloch, Senior u. a. Zugleich lenkte aber die mit der Ausbildung des Großbetriebs der Fabriken und der drückenden Herrschaft des Capitals Hand in Hand gehende Erscheinung der wachsenden Masscnnoth, des zunehmenden Pauperismus die Aufmerksamkeit der Forscher auf volkswirthschaftlichem Gebiet immer mehr auf die Frage, wie diese traurigen socialen Zustände zu erklären und wo möglich zu heilen wären. In dieser auf Beförderung des Wohls der arbeitenden Klassen aus gehenden sittlich-socialen Richtung der Nationalvkonomik mögen Thomas Chalmers und namentlich der berühmte Philosoph und Socialtheorctiker John Stuart Mill, 2.St.Mm der Sohn des oben genannten James Will, genannt werden. Die Bedeutung Mill's geht aber über diesen praktischen socialpolitischen Zweck wcit hinaus; er gehört zu den bahnbrechenden Geistern auch auf dem Gebiete der Rolkswirthschastslchre. Er lieferte in seinen »krinoiplss ot politioal seonom)- ein vollständiges systematisches Hand buch der Nationalökonomie, eine Zusammenfassung aller bisherigen Leistungen auf diesem Gebiet, die namentlich auf die deutsche Wissenschaft von nachhaltigstem Einfluß ">ar. Die sociaiökonomischcn Probleme der Zeit, die Theorie der Gütcrerzeugung, des Werths der Grundrente, der Arbeitcrlöhne, der Stellung der Staatsgewalt zumWirth- Ichaftslcben, der Verkehrs- und Handelsfreiheit u. s. w. geistreich untersuchend, bc- ichränkt er sich doch nicht auf die Ergründung dieser einzelnen ökonomischen Fragen, sondern betrachtet die Volkswirthschaft als ein mit den übrigen Acußerungcn des natio nalen Lebens in innigster Wechselbeziehung stehendes Gebiet. Mill verkennt neben dem von Andern übermäßig betonten Grundsatz der freien Loncurrenz auch nicht die Noth wendigkeit staatlichen Eingreifens unter gewissen Umständen, vcrtheidigt warm die Interessen der arbeitenden Klassen in moralischer und materieller Hinsicht und gesteht sM mancher socialistischen Theorien eine gewisse Berechtigung zu, wie er denn unsere ^igmthumsorganisation wesentlicher Reformen für fähig hält. Wenn die Zahl der Anhänger und Nachfolger Adam Smith's in der neueren cpp°fiuon ^glischm Nationalökonomik weit überwog, so fehlte es diesen Lehren doch auch nicht ganz an Gegnern. Der scharfsinnigste und geistvollste darunter ist wohl James Lau - Modale, der Verfasser einer Untersuchung über die Natur und den Ursprung des ^tionalreichthums, der über das Vcrhältniß zwischen Bolksvcrmögcn und Einzclver- wögcn, über Capital und Geld, über Consumtion und Production vielfach neue und '»teressante Ansichten aufstcllte, mit oft treffender Kritik an den Smith'schen Lehrsätzen. s^ch der Schotte John Rae, der Besürworter des staatlichen Eingreifens in die wirth- lchostljchm Bewegungen und Anhänger des Schutzzolls, sowie Will. Atkinson, der »ationalökonoinischc Theorie mit den Prinzipien der christlichen Moral und Ethik in Anklang zu setzen strebte, müssen als Gegner der Smith'schen Doctrinen genannt werden. Entschiedene Widersacher sanden die Smith'schen Theorien auch in Nordamerika, Ammu. l" schm in dem berühmten Schatzsccrctär Alex. Hamilton, der durch seine Finanz- waßrxgxln sich den Namen des Wicdcrhcrstcllcrs des amerikanischen Credits verdiente, "umentlich aber in dem scharfsinnigen H. C. Carey , dem Verfasser des großen Werkes: E-mv Grundsätze der Volkswirthschaft" und vieler andern nationalökonomischcn Schriften. "be verfochten die Nothwcndigkeit eines umfassenden Schutzzollsystems, wenn die werikanische Industrie der englischen Ucbcrmacht sich erwehren solle. Carey, der in ^ischland besonders durch E. Dühring bekannt geworden, hat hier mit seiner Schutz- "^heorie einen Kreis entschiedener Anhänger gefunden. Er hat sich zugleich durch