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534 0. Eultur- und Geistesleben in Deutschland. Wissenschaft, welche die Lebcnscrschcinungcn unter veränderten abnorme» Ib"' ständen, die Vorgänge im kranken Körper zum Gegenstand hat, und deren lehn' praktisches Ziel cs ist, auf Grund solcher Forschungen diese abnormen UmsniB zu beseitigen, die Krankheit zu heilen. Die großen Schwierigkeiten, die sich dn Forschung gerade in diesem Gebiete entgcgcnstcllcn, auf dem die Hülfe des rimcnts fast vollständig ausgeschlossen ist, dazu das große praktische JutcrA welches das nichtwifscnschaftlichc Publikum der Heilkunde cntgcgcnbringt, babcc immer und immer wieder die Aufstellung neuer Systeme und Theorien zur W gehabt, welche unter gewissen einheitlichen, aber nicht hinlänglich begründ^ Gesichtspunkten die sämmtlichen, so unendlich mannigfaltigen KraukhcitscrD nungen unterzubringcn suchten und das Heilverfahren nach ihnen regele Solche Systeme erfreuen sich, indem sic dem Laien etwas Positives zu bicV scheinen, durch einzelne Erfolge gestützt, zu gewissen Zeiten oder in gewiss Kreisen einer unbestrittenen Geltung, um nach Kurzem von einem ander» steme, welche die ganze Krankheilslehre von Grund aus neu aufbaut, verdM ^d^ub„iid überflügelt zu werden. Hierher gehört die von Röschlaub aufgestcll" sogenannte Errcgungstheorie, welche sämmtlichc Krankheitserscheinungen aufd"' Mißverhältnis; zwischen Reiz und Erregbarkeit zurückzuführen suchte, ferner^ ^"^von Hahnemann begründete Homöopathie, die Lehre Rademachers m Besonders war cs dic naturphilosophische Richtung, der sich in der ersten HäM des Jahrhunderts unter den deutschen Acrzten eine große Zahl und nicht mindest begabten zuwandten, eine Richtung, welche an Stelle der sorgfältig'" Beobachtung des Thatsächlichcn, die sie verschmähte, fast verachtete, Philosoph^' Speculationen setzte, welche schließlich in ihren Auswüchsen zur inhaM'" Phrase wurden. Daneben aber hat es zu keiner Zeit an Männern gefehlt, welö mit unverwandtem Blick das ernste Ziel der Wissenschaft verfolgten, dic sich fortreißen ließen von dem Strom der Tagesmeiuungen, denen es zu danken ip' wenn schließlich auch in der Medicin ein gesunder naturwissenschaftlicher 17K7-1S Eingang fand. So der nüchterne und klare Johann Stieglitz aus Aroh'^ der unermüdliche Gegner aller mcdiciuischcn Systeme, so der hochangcschcnc Er? R-m^M nnd akademische Lehrer Rokitansky in Wien, Gründer einer pathologi^ HuMand anatomischen Schule. Auch dec seiner Zeit hochgcfeicrtc Ehr. W. v. Hufclcu^ der Verfasser der Makrobiotik und zahlreicher anderer medicimschcn Werke, scssor und Leibarzt in Berlin, behauptet in der Geschichte der Medici» cinc" ehrenvollen Platz, wenn auch seine milde, zwischen den verschiedene» Partch vermittelnde Natur zu einer reformatorischen Wirksamkeit nicht angcthan Eine durchgreifende Umgestaltung aber verdankt die deutsche Medicin der 3. L- Schönlein's aus Bamberg, der mehr durch sein Beispiels seine Lehre an den Universitäten Würzburg, Zürich und Berlin als d»r Schriften, deren sehr wenige von ihm existiren, auf seine Schüler und genossen einwirkte. „Wie Hippokratcs dereinst dic Heilkunde aus den Bl»^