II. Die deutsche Wissenschaft im neunzehnten Jahrhundert. 533 og'^ c l e" s""ch- -1. l" » -- vg B""- -< Mehr und mehr begann von nun ab die Anatomie und Physiologie in der Botanik und Zoologie ihren Einfluß geltend zu mache» und es war vorzugsweise eine sorgfältige Durchforschung der Entwicklungsgeschichte der organischen Keime, von der man neue Aufschlüsse hoffte über die in den Formen des Lebens herr schenden Gesetze. Hier schien sich in den einfachsten und primitivsten Urformen und in ihrer allmählichen Umgestaltung das Wesentliche und Bleibende der For- mentypcn zu offenbaren. Bahnbrechend in dieser Richtung sind die Arbeiten von C. H. Pand er und besonders von C. C. v. Baer, der, wie der erstere ein Angehöriger der deutschen Ostsceprvvinzen, in einem langen, arbeits- und ersah- rungsreichen Leben die Natnrwissenschaftcn nach verschiedenen Seiten hin geför dert und besonders für die Entwicklungsgeschichte die eingreifendsten neuen That- sachen ans Licht gefördert hat. Auch M. H. Rathke aus Danzig, Professor der Zoologie in Königsberg war in derselben Richtung erfolgreich thätig. Ein neues Element wurde in die Lehre von den Thieren und Pflanzen ein geführt, alsSchleiden die große und allgemeine Bedeutung der Zelle für den Ausbau des pflanzlichen Organismus erkannte; und als Theodor Schwann-»wann nachwics daß für die Entwickelung des Thierkörpers die Zelle eine entsprechende Rolle spielt, erblickte man in diesen kleinen Gebilden die allgemeine Urform der belebten Körper. Diese Cellulartheorie erlangte in den Händen R. Virchow's, der die Zelle als den eigentlichen Sitz des Lebens betrachtet, selbst für die Patho logie Bedeutung. Die Aufdeckung der wunderbaren Gesetzmäßigkeit im Bau der Thier- undD-rD-rwi. Pflanzenwelt drängte nach einer Erklärung hin, welche durch den scharfsinnigen, fein beobachtenden englischen Naturforscher CH. Darwin gegeben wurde. Wie^-»^ schon im vorigen Jahrhundert Lamark und Geoffroy St. Hilaire schließt Dar win aus der Ucbereinstimmnng der Formen auf eine gemeinsame Abstammung und allmählige Umgestaltung. Aber Darwin geht weiter, indem er die Ursache dieser Umgestaltung und des Fortschritts zu immer vollkommueren, den Zwecken des Lebens besser dienenden Gestalten nachzuweisen sucht in der Erblichkeit einer seits und in bestimmten äußeren Einwirknngcn andererseits, unter denen die na türliche Zuchtwahl unter dem Cinflnß des Kampfes ums Dasein die erste Stelle eiunünmt. Darwin, der ans einer natnrwissenschaftlichen Reise um die Welt reiche Beobachtungen gesammelt hatte, stützte seine Theorie durch eine große Zahl wohlgesichcrter Thatsachen, und machte dieselbe erst nach jahrelanger gewissen hafter Prüfung bekannt. Der Einfluß derselben ans die Naturforschung der letzten Jahrzehnte ist daher auch ein sehr bedeutender, und die größte Zahl der Forscher hat sich trotz mancher Abweichung im Einzelnen zu ihren Grundsätzen bekannt. Mannichfache weitere Ausführungen und Bearbeitnngcn hat sie ge funden, unter denen wir die von E. Haeckel in Jena hervorhcben. Spät und langsam errangen sich die Methoden der empirischen Forschung MEn. ihren Boden in der Medicin, oder genauer gesagt in der Pathologie, in derjenigen