528 6. Cultur- und Geistesleben in Deutschland. Annahme erklärten; dein englischen Physiker und Mathematiker Hamilton ist cs gelungen, gestützt auf die Frcsncl'schen Gesetze, Thatsachcn, welche der Beobach tung bis dahin entgangen waren vorhcrzusagcn und nachträglich als wirklich vorhanden zu erweisen. Nicht minder sind die elektrischen Erscheinungen, ins Besondere die mannigfachen Wirkungen und Beziehungen dcS galvanische Stromes, dessen Entdeckung im vorigen Bande besprochen ist, vielseitigen Beob- achtungen und theoretischen Untersuchungen unterworfen worden. In rasche Folge erweiterte sich der Kreis der hierher gehörigen Erscheinungen. So Hot 1774-Ä Humphry Davy die chemische Wirkung des Stromes untersucht und ün Jahr 1807 zur ersten Darstellung der vorher unbekannten Metalle der Alkalien uns Erden angewandt. Im Jahr 1820 entdeckte Oersted die Einwirkung des elek trischen Stromes auf Magnete, deren Anwendung auf die Telegraphie in der Folge eine so große praktische Bedeutung erlangt hat. Ungefähr gleichzeitig i77s-ÄW^ni fand Ampere die dynamische Einwirkung elektrischer Ströme auf cinaM und schuf eine mathematische Theorie, welche die elektrischen und magnetische» Erscheinungen gleichzeitig umfaßt und die beiden bis dahin getrennt neben ein ander stehenden Naturkräftc als wesentlich identisch nachwies. Von Seebeck wurde bald darauf (1822) die Erregung von elektrischen Strömen durch Temperatur unterschiede aufgcfunden, eine Entdeckung, welche zur Konstruktion der feinste und empfindlichsten thermometrischen Instrumente angewandt wurde. Der treff' englische Physiker Faraday entdeckte sodann 1822 die elektrische uud magnetische Induktion und eröffnete durch die Wahrnehmung des Einflusses der Elektricität auf die Lichtstrahlen einen neuen Einblick in den verborgenen Zusam menhang der verschiedenen Naturkräfte, die nach Faraday's Auffassung nur verschiedene Acusserungsformen einer und derselben noch nnbekannten Grundkrall sind. Diese reiche Fülle neu erkannter Thatsachcn hat der Theorie eine große und wichtige Aufgabe gestellt, deren Lösung durch Ampere begonnen, noch heute die mathematischen Physiker lebhaft beschäftigt. In Deutschland sind auf de» von Ampere betretenen Bahnen mit großen Erfolgen fortgeschritten G.S. Ohun F. Neumann, Wilhelm Weber, Kirchhoff u. A. Eine tief cingrcisende Umgestaltung haben die Anschauungen der PhyM durch die Aufstellung der sogenannten mechanischen Wärmctheoric erfahren, ciur Lehre, die sich nicht allein, wie der Name besagt, auf die Wärmcerscheinungcn bezieht, sondern alle Theile der Physik gleichmässig umfaßt. Die Grundvor- stellungeu über alle Vorgänge in der Natur sind durch diese Entdeckung auf cm einheitliches Princip zurückgeführt, welches sich in den verschiedenartigsten Aeuste- rungen der Raturkrüfte selbst bei den Vorgängen in der belebten Natur auso trefflichste bewährt hat uud immer noch weitere Bestätigungen findet. Der obeB Grundsatz dieser Theorie ist der, daß nirgends in der Natur Bewegung verlöre» gehen kann, ohne eine entsprechende Arbeitsleistung und sie sucht daher die bc> vielen Vorgängen verschwindende sichtbare Bewegung in anderer Form, besondere