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II. Die deutsche Wissenschaft im neunzehnten Jahrhundert. 525 alle Zeiten in der Geschichte der Mathematik glänzen werden: Lejeune-Di-rm^ richlet und Riemann. — Nicht minder hervorragend ist die Wirksamkeit«-cm-m, Jacobis in Königsberg, der durch seine zahlreichen Arbeiten fast alle Theile2^^, der Mathematik gleichmäßig bereichert hat. Nicht weniger bedeutsam als durch seine Schriften hat Jacobi durch seine Lehrthätigkcit gewirkt, in der ihm Bessel und Neumann würdig zur Seite standen. Durch die Begründung des mathe matisch-physikalischen Seminars zu Königsberg, welches Jacobi gemeinschaftlich mit Neumann leitete, ist er als der Stifter einer eigenen mathematischen Schule zu betrachten, aus welcher ein großer Theil der hervorragendsten Mathematiker der Gegenwart hcrvorgegangen ist, wie Hesse sch 1874), Borchard sch 1880), Aronhold, Clebsch sch 1872) u. A. Die neuerdings begonnene Herausgabe seiner Vorlesungen durch die Akademie der Wissenschaften zu Berlin wird noch unschätzbare Ergebnisse seiner Forschungen, die bis dahin nur dem kleinen Kreis seiner Zuhörer bekannt waren, allgemein zugänglich machen. Nach Zacobks Ucbcrsiedelung nach Berlin wurde diese Lehrthätigkcit in Vorlesungen und im Seminar durch seinen Schüler Richclot in einer des Meisters würdigen Weise fortgesetzt. — Nächst Göttingen und Königsberg ist auch Berlin eine her- vorragendc Pflanzstätte für die mathematische Wissenschaft in Lehre und Schrift. Der alte Ruhm der Akademie, in welcher Friedrich der Große schon die her vorragendsten Gelehrten zu vereinigen wußte, ist nicht verblichen, und an der noch jungen Berliner Universität hat seit Dirichlet's und Jacobi's Zeiten das mathematische Studium einen bedeutenden Aufschwung genommen. Die dort Wgen Lehrer, Kummer, Weierstraß, Kronecker, gehören auch jetzt zu den Zierden der Wissenschaft. Noch erwähnen wir den in Berlin wirkenden Schweizer Mathematiker Jacob Steiner (ft 1863), Möbius in Leipzig (ft1868), v. Staudt m Erlangen, Plücker in Bonn, welche vorzugsweise das Feld der Geometrie bebauten und durch neue Methoden bereicherten. Es ist oben hervorgehoben, von welch entscheidendem Einfluß die theoreti-Astronomie, scheu Arbeiten von Gauß auf die Entwicklung der Astronomie waren. Aber auch die fortschreitende Kunst der Beobachtung und der Handhabung der Instrumente, die durch alle Hilfsmittel der Technik vervollkommneten Fcrnröhre, unter denen sich die von Fraunhofer, Rcpsold u. A. besonders auszeichnen, haben der Him melskunde ein bedeutsames neues Material zugeführt. Sie haben uns eine große Zahl neuer Wcltkörper und neuer Vorgänge im Himmclsraume kennen gelehrt, deren genaue Erforschung und Erklärung eine große aber schwierige und Mühevolle Aufgabe der Theorie ist, deren Lösung ein geordnetes angestrengtes Zusammenwirken der Astronomen und Mathematiker erfordert. Die tiefsten Spuren hat die Thätigkeit F. W. Bcssel's hinterlassen, welcher mit gleichem Talente und gleichem Erfolg die theoretische wie die praktische Seite der Astro nomie bebaute. Bessel war in Minden geboren und wurde von seinem Vater inr den Kaufmannsstand bestimmt. Dein inneren Drange folgend, hat er sich