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I. Weltlage. Socialismus. Religion und Kirche. 37 rcligion (XIV, 813). Aber gerade jetzt, nachdem der Gegenstand des Hasses, Hrund- hjx politische Machtstellung der Geistlichkeit, verschwunden war, verschwand auch Anstoß her Haß selbst. Die Kirche ist immer am besten gefahren, wo der Klerus ganz Ucratur „ur ^uf seinen moralischen Einfluß angewiesen war. „Seit die Rcligion nichts mer der mehr mit der Politik zu thuu hat — schrieb 1835 Tocqueville — zeigt sich hatten unter den jungen Leuten eine Frömmigkeit, die unbestimmt in ihren Zielen, aber )>h und sxhr mächtig in ihren Wirkungen ist. Viele glauben. Alle möchten glauben". )te, der Wog ober diesem französischen Katholicismus der dreißiger Jahre seine ich und ganz cjgenthümlichc Farbe, was ihm trotz aller Rcstaurationssucht und alles Gcfnhl Kultus der Vergangenheit Lebensfrischc, Zugkraft und neuen sinnlichen Reiz 'ie jung verlieh, das war die Mischung des Wcihwasscrduftes mit der acuten Atmosphäre md Im der Revolution, die Verbindung der kirchlichen mit der demokratischen Anschau- >cit von ungswcise der Zeit. Hier faßte man jenen gleichmäßigen Einfluß, welchen das er Logi! selbst nationalitätslos erscheinende Papstthum auf die einzelnen Staaten auszu- leberlie- üben vermag, im Sinne und Interesse der unterdrückten katholischen Nationali- cderhcr' täten, wie in Polen und Irland; man sah in ihm den Anwalt der Völker gegen ns, des Dynastie, Bureaukratie und jede Art von Despotie. Der eigentliche Prophet fen und Richtung war der uns schon bekannte Lamcnnais (XIV, 773, 925 f.). >e. Bc- Die vornehmen Herren, welche bisher an der Spitze der conservativen Richtung u einer, gestanden hatten, waren doch meist noch Söhne des vorigen Jahrhunderts ge- n letzte» wesen, die in der Religion eine Nolhwcndigkeit für das niedere Volk, in der rdwcrks' Kirchenlehrc zum mindesten einen populären, aber unvollkommenen Ausdruck 578 f., der, im Grunde allein schon genügenden, Naturrcligion sahen. Selbst Lud- Lchöpfü wig XVIII. hatte kaum je anders zu der Sache gestanden. Aber schon unter rerst dc» seinem Regimente war Lamennais' „Versuch über die religiöse Gleichgültigkeit" rsis-rr. (XlV erschienen, ein Werk, welches dec Lauheit und Flauheit der am Hofe und an der Glaube» „Universität" herrschenden Richtung den Krieg ankündigtc, alle Philosophie seit mit be' Cartesius als Skepticismus, alle Zugeständnisse der Kirche an den Staat, in- c in dd sondcrhcit den bischöflichen Gallicanismus, als Verrath verdammte. Und wie er, so dachten die neuen Männer, welche jetzt unter der Juliregierung in der trömM Religion nicht mehr die Sache der Bischöfe und der Staatsräson, sondern die on selbst Sache des Volkes und des, wie sie wähnten, unlösbar damit zusammenhän- ter eiB genden Papstthums vertraten. Hauptführer waren der später bei den Domini- mch U»' canern cingctretcne Pater Lacordairc und Graf Montalembert, welches" B-pnft- rrch de» sich freilich in manche Enttäuschungen zu schicken hatten, während ihr gemein- sU-or t mindk' sanier Meister Lamennais, eine unbeugsame, herrische, auch im Jrrthum große ,gesetzte» Natur, mit der Macht des religiösen Genius die schlechte Wirklichkeit, die er^,«°'^ - Kirche» vorfand, ohne sie irgend begreifen zu können, verwarf und von der Kirche sich cuzc z>» trennte, sobald diese sich nicht bereit zeigte, die äußersten Folgerungen seiner Lehre Prälat anzunehmen. Letztere lief im Grunde auf die Anerkennung des Zeugnisses Angcß' hinaus, welches im Gegensatz zur Vernunft des Einzelnen die Ucbcrlicferung Staats