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520 l'. Cultur- und Geistesleben in Deutschland. sich denn auch das Interesse des gebildeten Publikums mit großer Bvrlicbc btt Naturstudien zugewandt, und das verdienstvolle Streben vieler Männer der Wissenschaft, in Rede und Schrift die Ergebnisse der Forschung zum Gcmcingni des Volkes zu machen, fand einen fruchtbaren Boden. Die populären natur wissenschaftlichen Schriften bilden heut zu Tage einen nicht unbeträchtlichen M der Literatur, und großen Anklang finden die jetzt fast allerwürts üblichen popu lären Vorträge über naturwissenschaftliche Gegenstände. Der erste und hervorragendste Vertreter dieser populären Richtung in b« v naturwissenschaftlichen Literatur ist Alexander von Humboldt, der in seiutt i7vs-i8sg. Ansichten dec Natur" und im „Kosmos" dem deutschen Volk zwei elasD Werke hinterlassen hat, welche für alle Zeiten ein schönes Zeugniß ablegen von deutschem Fleiß und deutscher Wissenschaft. Ausgerüstet mit einer seltenen W und Vielseitigkeit der Kenntnisse, denen fast kein Gebiet des menschlichen Wisset fremd blieb, durch jahrelange Reisen vertraut mit der Natur dreier WcltlM war Humboldt wie kein Anderer geeignet, die Naturwissenschaften sowohl in ihrer Gesammtheit als in ihren Beziehungen zum Lebe« der Völker und du Einzelnen zu erfassen. Ohne in der Allgemeinheit zu verflachen, ging sein Ztr!- ben dahin, die Natur als ein großes Ganze zu begreifen, die Erfahrungen, d» er während seines langen und reichen wissenschaftlichen Lebens gesammelt HM diesem universellen Gedanken dienstbar zu machen, und die Wissenschaft zu k- hüten vor dem Irrweg einer kleinlichen Zersplitterung in Einzelheiten. DW Streben hat er in seinem letzten Werke einen würdigen Ausdruck gegeben, dessc» stolzer Titel „Kosmos", die Wcltordnung, das Ziel des Verfassers erkennen läßt In diesem Werke wollte Humboldt die Summe unseres Wissens über das Web' all vor die Augen führen, aber nicht registerartig neben einander gestellt, sonder» als ein organisches Ganze, überall verknüpft und abgerundet zu einem Bilk der physischen Beschaffenheit des Universums. Es ist die Frucht einer lange» wissenschaftlichen Arbeit, die Darstellung seiner eigenen großartigen Anschauung der gestimmten Natur, wie er sie in seinem vielbewegten Leben erworben HM Begabt mit feinem poetischen Sinn sür das Schöne hat er die Wirkung dk Natur auf das Gcmüth zu würdigen gewußt, und durch seine herrlichen Schilde ungen überall Liebe und Begeisterung für die Natur zu wecken verstanden. Streben Humboldt s, die Resultate der Naturforschung nicht blos den Fachg^ ehrten, sondern allen Gebildeten zugänglich zu machen, hat unter allen culliM ten Nationen zahlreiche Nachfolger gefunden, von denen namentlich der Franzolk D. Fr. Arago (-j- 1853), ein Mann der Freiheit auf dem Gebiete des Geists wie der Politik, hervorzuhcben ist. Keiner dieser Nachfolger erreicht jcdo^ Humboldt an Genialität, an Tiefe der Gedanken und an Schönheit der Da»' stcllung. wurde bereits in früheren Blättern (XIII, 186 ff.) darauf hingcwiest»- ^Aftua' welche Ziele Humboldt bei seinen Reisen im tropischen Amerika im Auge geh»^