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36 V. Zwischen zwei Revolutionen. zusammen. Der Ueberdruß an den so lange Zeit unablässig wiederholten Grund gedanken der Revolution, den „Prinzipien von 1789" u. s. w., gab den Anstoß zu einer neuen Richtung der Politik nicht blos, sondern auch der Literatur und Kunst, vor Allem aber des religiösen Lebens selbst. Zwar die Männer der Constituante und des Convents, des Direktoriums und des Consulats hatten sich in ihren alten Tagen nur thcilweise und in der Regel nur so zur Noth und halbwegs bekehrt, wie der alte Tallcyrand, als er sich von seiner Nichte, der Herzogin von Dino, später auch von Dupanloup, ins Gebet nehmen ließ und einzusehen begann, daß es, wie er sagte, „kein weniger aristokratisches Gefühl gibt als den Unglauben". Um so heißblütiger und begeisterter zog die jung Heranwachsende Generation in den Krenzzug wider den Rationalismus und In dividualismus des vorigen Jahrhunderts. Der leitende Gedanke, soweit von einem solchen die Rede sein konnte, bestand auch hier wie anderwärts in der Logik des Autoritätsbedürfnisses, in der Wiedereinsetzung der Geschichte und Ucberlie- ferung in ihre, durch die Revolution abgebrochenen Rechte, in der Wiederher stellung der verkümmerten, aber nnverjährbaren Ansprüche des Glaubens, des kindlichen Gemüths, der frommen Phantasie gegenüber dem kurzsichtigen und nichtsdestoweniger so hochmüthig und zerstörerisch ausgetretenen Verstände. Be gonnen hatte diese Arbeit an der Wiederaufnahme der Beziehungen zu einer, nur als fromm und heilig vorgestellten, Vergangenheit gleich unter den letzte» Bourbonen. Und zwar geschah solches nicht etwa blos in der roh handwerks mäßigen Weise einer plumpen, royalistisch-pfäffischen Action (vgl.XIV, 578 ß, 590 f., 768 f., 770 f., 774 f.), sondern auch die jetzt auftauchenden Schöpfe' einer neuen Literatur, wie Lamartine, Victor Hugo u. A. schlugen zuerst de» frommen Ton an (XIV, 928 f.), ja selbst der Philosoph Jouffroy (XlV 919) verband in einem vielgelesenen Bericht von seinem Abfall vom Glaube» (Ooinnaent les äoKnaes ünissent) das ungläubige Sclbstbekenntniß mit be redter Schilderung der Sehnsucht nach einem neuen Glauben, welcher in dü gcsammten Jugend lebe. Aber erst nach der Julirevolution feierte die kirchlich rückläufige StrömM ihre glänzendsten und dauerndsten Triumphe. Zwar war jene Revolution selbf ebenso sehr gegen die zunehmende Macht des legitimistischen Klerus unter ein'» frömmelnden Königsfamilie, wie gegen die reaktionäre Politik eines nach M umschränktheit verlangenden Monarchen gerichtet gewesen, und der durch große Ercigniß herbeigeführte Umschlag war in religiöser Beziehung nicht mind'' spürbar wie in politischer. An die Stelle des gesalbten, von Gott eingesetzte» Königthums trat ein bürgerliches. Der erzbischöfliche Palast und einige Kirche» in Paris, welche politischen Zwecken dienten, wurden gestürmt, die Kreuze z»' gleich mit den Lilien abgenommen. Ans dem Oberhause wurden die Prälat entfernt, ihre Gehalte wurden verkürzt, das Ministerium für geistliche Angeld genheiten abgeschasft, und der Katholicismus verlor das Privilegium der Staats rcligioi die pol der Ha nur au mehr i unter t sehr »l 2 ganz e Cultus verlieh, der Rc ungsw selbst n üben w täten, I Dynast dieser 3 Die va gestand wesen, Kirchen der, in wig X seinem erschien „Univei Cartesil sondert) er, so Religion Sache genden cancrn sich frei sanier I Natur, vorfand trennte, anzunef hinaus,