II. Die deutsche Wissenschaft im neunzehnten Jahrhundert. 505 inneren Politik"; „System des Völkerrechts"; „Philosophie des Rechts und der Gesellschaft" u. a.) eine hervorragende Stellung ein. Während der Restauration und der heiligen Allianz widmete eine Anzahl französischer und deutscher Staatsrcchtslehrer ihre Feder dem monarchisch-aristo kratischen Regierungssystcm mit hierarchisch-feudalen Grundlagen, das sie von „Gottes Gnaden" herlcitetcn. Wir kennen bereits die Führer dieser krankhaften Reactions- und Rcstauralionstheorien. einen Bonald, de Maistre u. A. Auch von den deutschen Vorfcchtcrn jener verderblichen und unwürdigen Rückschritts politik, welche unter Metternich's Schutz und Gunst der Freiheit, den Volks rechten und allen Errungenschaften der Revolution mit den Waffen mittelalterlicher Scholastik entgegcntraten, dem Schweizer Ludw. v. Hall er, dem Berliner Adam Muller, ist schon die Rede gewesen (XIV, 659). Der romantischen Schule in ihren äußersten verschrobenen Konsequenzen angehörend, sahen sie in der Rückkehr zur hierarchisch-feudalen Monarchie des Mittelalters den Anker der Rettung gegen die Wogen des revolutionären Geistes, der das Volk zur Theilnahme und Mit wirkung am öffentlichen Leben beiziehcn wollte. Den ersten Abfall zur Sünde wider den heiligen Geist ihrer Doctrincn erblickten sie in der Reformation, daher sie auch, wie ihre Gcsinnungsverwandten auf andern Gebieten der Wissenschaft und Kunst, sich in den Schooß der katholischen Kirche flüchteten. Hallers Haupt werk: „die Restauration der Staatswissenschaft oder Theorie des natürlich ge selligen Zustandes der Chimäre des künstlich bürgerlichen entgegengesetzt"; und Müllers politische Schriften: „Elemente der Staatskunst" und „von der Noth- wendigkcit einer theologischen Grundlage der gesammten Staatswisscnschaft" waren lange das Evangelium der feudalen und reactionären Partei in Preußen und anderen deutschen Staaten. Verwandt mit dieser Richtung, nur die Con sequenzen minder grell hervorkehrcnd und zu dem orthodoxen Eifer noch die Waffen der Wissenschaft fügend, ist der erwähnte Historiker Heim. Leo in Halle, welcher den Staat als ein „Kunstwerk göttlichen Ursprungs" betrachtet und in leidenschaftlichem Hasse gegen die Revolution „das Reich der Hölle auf Erden" als Führer der „Königstreuen" der eifrigste Vertheidiger ward „jener wunderlichen Mischung aus jüdischer Theokratie, straffer militärischer Zucht, lehensmäßiger Oberherrlichkcit über die kleinen Herrn, vererbtem Absolutismus und modernen Gelüsten, aus welchen Elementen nach den Ansichten einer am Hose und in der Vernutung einflußreichen Partei die preußische Königskrone zu sammengesetzt ist". Der entschiedenste und geistreichste Vertreter dieser theologi- sirenden Rechts- und Staatsphilosophie ist Friedr. Jul. Stahl, ein zur luthe-Tauu^, rischen Kirche übergetretener Jsraelite, welcher als akademischer Lehrer zuerst auf den baierischen Universitäten, dann in Berlin eine bedeutende Wirksamkeit hatte. Ein Mann von Geist, Scharfsinn und Redegabe, verstand er es vor Allen, „die Tendenzen der königlichen Romantik und die Ansprüche des ritterschaftlichen Adels w wissenschaftliche Formeln zu fassen und mit dialektischer Gewandtheit die Blößen