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I. Weltlage. Socialismus. Religion und Kirche. 33 redenden Waldensern, der Grundstock für die „freie evangelische Kirche" wurde, eine glich mit eigenthümlich italienische Form des Protestantismus, zunächst die Schöpfung der beiden gemachte Genannten. Als aber nach Niederwerfung der Revolution auch auf kirchlichem Ge ¬ wirken, biete wieder der Polizcistaat zu walten anfing, kam cs besonders in Toscana zu ncucn nsrcichste Verfolgungen. Nicht blos mußte der übergctrctene Graf Pietro Guicciardini >st allem Florenz verlassen, sondern es wurden die Eheleute Madiai zu mehrjähriger Gefäng- gequälten nihhast verurtheilt, weil sic die Bibel verbreitet und dadurch für den Protestantismus wußtsein gewirkt hatten Aber sofort erhob sich im protestantischen Europa, insbesondere in n politi- England, ein Schrei der Entrüstung, so daß der Großhcrzog, nachdem er dem An- :r Regie- dringen der öffentlichen Meinung unter Berufung auf die Unabhängigkeit seiner Justiz fang der und auf seine Pflicht, die Religion des Staates zu schützen, längere Zeit widerstanden hat der hatte, endlich in Folge einer energischen Note Ruffel'S gcrathcn sand, „sich der un- .tzte Ein- bequemen Gefangenen durch Landesverweisung zu entledigen". Nicht so erfolgreich chlbarkeit war die öffentliche Meinung in Rom, als sich die Kunde verbreitete, der Judcnknabe hängigen Mortara sei von der Geistlichkeit seinen Eltern entrissen worden, weil er in seiner adtcn sich Kindheit während einer Krankheit von einer Wärterin die Nothtaufe empfangen und 2»« rsss. folge von folglich durch das Sacramcnt der Kirche einvcrleibt worden sei. iom noch Um so größer wurden die Verlegenheiten der Kirche seit dem Vollzug des nativ er Unter- nalcn Cinigungswerkes. Zwar die von Cavour aufgebrachte Formel der „freien Kirche r Einheit im freien Staate", hätte dem Romanismus nicht geschadet, zumal da die piemontcfischc Verfassung vom 8. Februar 1848, welche jetzt sür ganz Italien galt, gleich im ersten sein und Paragraphen den Katholicismus als Staatsrcligion proclamirt. „Die übrigen jetzt katurreli- bestehenden Culte werden nach Maßgabe der geltenden Gesetze geduldet". Aber tröst des per- unsicherer Rechtsbasis gewannen die Waldenser und die'freie Kirche an Boden, in einem 2ene, zu welchen, um des in die letztere von Darbysten und anderen englischen Secti- nination, rcrn geworfenen Spiritualismus willen, 1864 auch Desanctis wieder zurückgckchrt ndcr n>r war, besaßen seit 1861 in Florenz eine theologische Facultät, an deren Spitze Pro- nur der feffor Gcymonat trat. Die „sreie Kirche" aber gab sich, nachdem die sectirerische gesinnt". Gefahr unter dem Einflüsse des Garibaldischcn Fcldcaplans Alessandro Gavazzi beseitigt war, auf den Generalversammlungen zu Mailand 1870 und zu Florenz 1871 ein Glaubcnsbckcnntniß und eine Versüssung. Hier und da brachen zwar von Seiten eines fanatisirtcn Pöbels, wie besonders 1866 in Barletta, blutige Verfolgungen über die kleinen Gemeinden der italienischen Protestanten herein. Nichtsdestoweniger existir- ten, als Pius IX. starb, etwa einhundertundsicbzig feste Gemeinden, und mehrten sich namentlich in Rom die protestantischen Cultusstättcn in einer Weise, daß Leo XIII. die Römer mit Erneuerung der alten Bannflüche gegen jede Begünstigung der Ketzerei schrecken zu müssen glaubte. Gefährlicher als der Protestantismus, welcher nie in der Gesammthcit der Nation Wurzeln schlagen wird, erwiesen sich für die Papstherrschaft die auch im Klerus weit verbreiteten nationalen Ideen, welche seit 1861 beredte Verthcidiger selbst in hoch gestellten Klerikern fanden, wie in des apostolischen Protonotar Liverani gegen An- tonelli's Politik gerichtetem Buch „Papstthum, Kaiscrthum und das italienische Reich", in des Jcsuitenpaters Passaglia Schrift „sür die Sache Italiens an die katholischen Bischöfe", und in des einstigen Begründers der Siviltst Lattoliva, später aber aus dem Jesuitenorden gestoßenen Curci Rathschlägen zum Verzicht/ruf die weltliche Herr schaft. Die größere, von Neapel ausgehende Reformbewcgung der „italienischen Na tionalkirche" unter dem Priester Luigi Prota-Giurle'o wurde aus polisischen Motiven durch Ricasoli unterdrückt. Dennoch haben wohlmeinende Idealisten seit Gioberti, Rosmini und Mamiani den Glauben an eine, innerhalb der katho- Weber, WeUgeschichte.XV. 3 ren, dem Gründung r und dck rnden der e Versah Mazzini zen hast! hm Hast- -dten Her si in RoM rgerichtei- ührte dr> er Luig' n älteste Vruch dck erhalten^ h nur de" tglied Lei oliken be- Wen her-