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476 6. Cultur- und Geistesleben in Deutschland. ration; er vertauschte vielmehr die Züge eines welisiüchligcn Buddhisten jetzt mit da Maske des geistreich blasirten Weltschmerzes; er trat civilisirt auf in der Ü869 M erstenmal, dann noch sechsmal erschienenen und durch eine ganze nachfolgende Literaler v.commentirtcn „Philosophie deS Unbewußten" von Eduard von Hartmann. Ä g<b. 184^ dieser, vielfach wieder an Hegel anknüpfcndcn Form verbreitete sich die pessimistisch- Weltanschauung zunächst in Berlin, um sodann von hier aus das deutsche Geistesleben mit ihrem lähmenden Einflüsse in immer größeren Dimensionen zu durchdringen. Aut » hier geht der Anstoß zur Wcltschöpfung vom Unlogischen aus; diese selbst ist ein Äs der Unvernunft, und keine noch so hohe Entwickelung der etwas verspätet nachwach senden Intelligenz, kein Fortschritt der Weltgeschichte vermag dieses unwillkommen- Factum zu ändern oder gründlich zu corrigiren. Auch hier ist es ferner der Mensch, - auf welchen sich der Fehler des Daseins überträgt, und der ihn büßt, indem er ihn zunächst auS eigenen Mitteln mehrt. Denn der blinde Wille kennt nur selbstsüchtig- Ziele, und damit dringt das Böse unaufhaltsam in das Leben ein und steigert wb Erzeugung gesellschaftlicher Uebel die Unerträglichkeit des Daseins. Andererseits abcr schleicht auch der nachträglich sich entwickelnde und in fortwährender Steigerung begos sene Jntellcct dem Willen, welcher die elende Welt ins Dasein gerufen hat, nach, M die Schuld des Unbewußten schließlich auf dem Wege der Weltverneinung zu bW. Und zwar wird diese Wcitverneinung nicht als eine individuelle gedacht, wie bei Sch"- penhauer, welcher nur inkonsequenter und seiger Weise den Selbstmord verwert^ finden konnte, sondern als eine universale. Zuletzt verzichtet die lebensmüde und lob-s- sehnsüchtige Menschheit auf weitere Fortexistenz, womit sie zugleich, wie HartmaB tb-w. später in seiner „Phänomenologie des sittlichen Bewußtseins" lehrte, die unbewußt- , Gottheit selbst aus der Qual ihrer Wcltordnung erlöst, „den Leidensweg des Absolut abkürzt". Mit solcher Perspective in das blaue Nichts schließt auch dieses SlM"' welches übrigens origineller scheint als es in Wahrheit ist. Von Leibniz einerseits der modernen Psychologie andererseits auf das Unbewußte aufmerksam gemacht, st-b- Hartmann dasselbe sofort als metaphysisches Weltprinzip, als Ursein auf, vereinigt-" diesem „Unbewußten" sowohl Hegel's sich explicircnde Idee als Schopcnhauer's blind-« Willen und geht mit allen diesen Combinationcn wieder in Bahnen einher, welch- Schelling in seiner Schrift „über das Wesen der menschlichen Freiheit" geebnet haß-. Vermittelst so mannichfacher und pikanter Ingredienzien ließ sich, zumal mit Talen- und Darstellungsgabe, ein System bereiten, welches bei seiner populären Form niO verfehlen konnte, in großen Kreisen der Gebildeten Eingang zu finden, da vorueh»-' lich, wo man sich, philosophisch wie religiös steucrlos, auf einem wildbewcgtcn zu hoffnungsloser Fahrt verurtheilt erschien. Positivismus. Als eine Art von intellcctucllem Pessimismus darf übrigens auch der, neuerdings von Frankreich und England her in Deutschland eindringendc sogenannte Positi- vismus gelten, sofern er alle Bedürfnisse des religiösen Gefühls und die daraus her- , vergehenden Bemühungen um eine umfassende und einheitliche Weltanschauung unter drücken lehrt, weil die Fragen nach ersten Ursachen und letzten Zwecken überhaupt k-in-- wissenschaftlichen Behandlung fähig und an sich eitel seien, der Mensch aber sich, mit dem Schicksal der Endlichkeit überhaupt, so auch mit seinem endlichen und be schränkten Wissen begnügen müsse. Wie diese Lehre durch Comte und Littrc >" Frankreich an die Stelle des ältern Voltairianismus getreten und in England nam--^ lich durch John Stuart Mill und Spencer, in Holland durch Piersons van Hainei vertreten ist, so setzt man jetzt auch in Deutschland vielfach an die St--" der absoluten grundsatzmäßig die relative Erkenntniß, indem man die letzten Miim , der Erscheinungen für außerhalb der Möglichkeit und des Interesses eines seiner TE" und Ziele bewußten Denkens erklärt (Laas, Vaihingerj. ""d, du. "sie k«,