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468 6. Kultur- und Geistesleben in Deutschland. lchrlcnkrcise betrachtet und behandelt, so trat in den letzten Jahrzehnten ein leb haftes Streben zu Tage, die Resultate gelehrter Studien, Forschungen und Untersuchungen in gemeinverständlicher populärer Fassung Jedermann begreiflich und zugänglich zu machen, ein Streben, das von der mündlichen Rede bald seinen Weg in die Schrift fand, so daß populäre Vorträge über ässe Zweige der Wissenschaft und Kunst neben den zahlreichen Zeitschriften in den verschiedenen Lulturgebieten zu einer eigenen Literaturgattung heranwuchsen. Begünstigt wurde diese Richtung durch die Zunahme des Associationswcscns, durch die Wan derversammlungen und durch die größeren und kleineren Zusammenkünfte und Vereine von Fachgenossen. Nicht nur, daß die Gleichgesinnten in Kirche und Staat von Zeit zu Zeit zusammentraten, um ihre Interessen zu besprechen und gemeinsame Schritte zur Erreichung ihrer Zwecke zu beschließen, wie die katho lischen Vereine, wie der Kirchentag, der Protcstantcntag, wie die Zusannnenkünste des Nationalvereins; anch die Philologen und Schulmänner, die Naturforscher, die Juristen, die Lehrer hielten periodische Versammlungen zur Förderung ihm gemeinschaftlichen Interessen, und die Germanisten, die Männer der deutsche» Wissenschaft auf dem Gebiete des Rechts und der Geschichte tagten in den Jahre» 1846 und 1847 in Frankfurt und Lübeck. Unter König Mar II. von Bayern wurde im Jahre 1858 eine eigene historische Commission gegründet, die, mit der Münchener Acadcmie in Verbindung gesetzt und von dein König mit Geld mitteln ausgcstattet, sich die wichtige Aufgabe gestellt hat, die Geschichte der deutschen Wissenschaft in allen ihren Zweigen durch sachkundige Männer an fertigen zu lassen und die Vergangenheit des deutschen Volks und Reiches durch Herausgabe von Städtechroniken und öffentlichen Urkunden aufzuhcllen. Fist die Kunst waren die Ausstellungen in den größeren Städten eine ähnliche an regende Bildungsschule. 2. Die deutsche Philosophie seit 1830. Gan^ dn xhi. Die mit Schelling's und Hegel's Jdentitätssystcmen erstiegene und geraume 'Forschung"Zeit triumphirend behauptete Höhe der Philosophie war von der Art, daß ei» Abwärtsgleiten in die entsprechenden Niederungen und Tieflandc neu aufgenom- mencr empirischer Forschung auf die Dauer unvermeidlich wurde. Denn die vorausgesetzte Identität von Denken und Sein ließ gerade für die noch immer nicht vollkommen gelöste Frage nach dem Vcrhältniß des gedachten Seins zu dem wirklichen Sein, d. h. für die erkcnntnißthcorctischen Untersuchungen keine» Raum frei. Rückgang zu Kant, welcher gerade dieses Grundproblem aller neu eren Philosophie in so gewinnbringender Weise angefaßt und zurechtgelcgt lM wurde daher sobald der Zauber der Jdentitätsphilosophie zu brechen begam» die Losung der meisten Forscher. Was aber die Methode anlangt, so h»t^