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I. Die poetische Literatur nach Goethe. 465 In der Romanlitcratur haben viele Frauen bald durch Übersetzungen und Nachahmungen, bald durch Originalwcrke sich einen Namen gemacht. Darunter dürften außer der einer früheren Zeil angchörcnden Karoline Pichler aus Wien und Johanna Schopenhauer, vorzüglich zu erwähnen sein: die durch mehrere geschichtliche Romane („Godwic Castle", „St. Roche", „Thomas Tyrnau" u. a.) bekannte Auguste von Paalzow, Klingers Freundin Fanny Tar-b-^^ now (Natalie), die mit Levin Schücking vermählte Luise von Gall, bekannt durch ihre Fraucuuovcllc», und die schwedische Schriftstellerin Friederike Bremer, deren auch ins Deutsche übersetzte Ronianc „die Nachbarn", „das Haus" u. a.) das schwedische Familienleben nach den verschiedensten Seiten mit Wahrheit dar- stelle»; die im September 1852 auf Java verstorbene „Therese" (geborene v. Struve, vcrhciralhctc v. Lützow), deren Romane („Lydia" „Falkenberg" u. a.) die französischen Vorbilder der George Sand vcrrathcn, Ida von Düringsfcld („Schloß Goczyn" „Margaretha von Valois" u. a.), Clise Polko (geb. Vogel), Verfasserin der „musikalischen Märchen". Eine ähnliche Richtung wie Friederike Bremer nahm auch Henriette Wilhelmine Hauke, die Verfasserin mch-Wm-lmm- rerer gutgemeinter, häuslichen Sinn und fromme Sitte erweckenden, aber ohne nss-i8«r. hervorragendes Talent geschriebener Romane („die Freundinnen"; „die Perlen"; „die Schwiegermutter"u. a.), und Ottilie Wildermuth aus Schwaben, deren Romane und Novellen Kenntniß des schwäbischen Lebens und warme Liebe für Re Zustände der Hcimath kund geben „Bilder aus der schwäbischen Heimalh"; »Auguste, ein Lebensbild"). Die früher gepriesene, dann vergessene Helmiua d. Chezy, eine Enkelin der Karschin, gehört der Zeit und der Richtung ders-imma Romantiker an. Von ihrem vielbcwegten Leben, das sie in Genf beschloß, geben l^o-tsss. Re nach ihrem Tode erschienenen Denkwürdigkeiten ein anziehendes Bild. Als lyrische Dichterinnen haben sich bekannt gemacht Adelheid v. Stoltcr- soth durch ihre „rheinische Lieder und Sagen", Luise v. Plönnies aus«».,- L.. . - ..... , . v. Plönni-S MM, Mohl durch kunstvolle Ucberfetzungen franzopicher und englifchcr Dtch- 18V0-I872. ier als durch eigene Gedichte (der Soncttenkranz „Abälard und Hcloisc"; „Gc- Rchte"; die niederländische Sage „Maricken von Nymwegen", ein weiblicher ^ust und Tannhäuser, und zuletzt „die sieben Raben", liebliche Bilder aus der Rutschen Märchenwelt), die Ocstcrreicherin Betty Paoli u. A. m. In der dra- Mischen Poesie erlangte Charlotte Birch-Pfeiffer einigen Ruf, haupt-^^' sächlich darum, weil sie jeden beliebigen Stoff in eine bühnengerechte Form °Rzuklciden verstand, während Elise Schmidt durch mehrere Stücke im krast- Rnialischen Geist Hebbels („Judas Jschariot", die heilige Geschichte in den Kreis Rosaner Liebschaft hcrabgedrückt; „der Genius der Gesellschaft", aus der Lebens- Rschichtc Byrons; „Machiavelli", „Peter der Große") bald anzog, bald abstieß. ^>e Birch - Pfeifferschen Dramen, ohne tiefem Gehalt, haben keinen andern Mh, als daß sic gleich den Kotzebue'schen sich leicht anfführcn lassen und cm- ^dsamen Gcmüthcrn eine flüchtige Rührung bereiten. Als Verfasserin an- T'bn, WNtgeschichtc. XV. 30