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rissenhcit und zerstörende demokratische Leidenschaft, die auf den Trümmern der Gegenwart eine paradiesische Zukunft errichten wist, sondern die stiste Wchnnith eines gedrückten Gemüths, ein würdiger Kampf gegen ein frcihcilfcindlichcs Re- gicrungssystem und gegen eine geisttötende Hierarchie, das edle Streben, die Menschheit vor einem todbringenden Stillstand zu bewahren und für höhere Interessen zu wecken. Gaben sich einzelne Klagen kund über die Ungleichheit der ^18»" irdischen Güter, wie beiHiIschcr, der in der Einförmigkeit und dem Zwang des Svldatenstandes sein frcudenarmcs Dasein zubringcn und das Feuer seiner streb samen Seele unter der Uniform wirkungslos verhauchen mußte, so waren es die tiefgefühlten Trauertöue über das eigene Elend. Auch die epische und dramatische Poesie wurde im österreichischen Kaiser- staat mit Erfolg gepflegt und hier größtenthcils aus künstlerischem Antrieb, ohne politische Färbungen, ohne Anspielungen und Beziehungen auf die Gegm- „-2^^Pwart. Der ungarische Bischof Ladislaus Pyrker besang in dein regelrechten Knnst-Epos „Tunisias" Karls V. heldenmüthigen Zug gegen Tunis und in der „Rudolfias" den Krieg zwischen Rudolf von Habsburg und Ottokar in glatten Hexametern, aber ohne volksthümliche Unterlage; in Böhmen entfaltete Karl g-b ?so"Egou Ebert in dem nationalen Epos „Wlasta" und in vielen lyrischen Ge dichten und dramatischen Arbeiten Drctislaw und Jutta u. a.) ein schönes nA-iA" TEnt; Grillparzer's „Ahnfrau" erreichte die auf Schillcr's „Braut von Messina" ruhende Schicksalstragödie ihren Höhepunkt, so daß nicht nur Platen (in der „verhängnißvollcn Gabel"), sondern auch der österreichische Sati- nbiÄA« und Dramatiker Castelli („der Schicksalsstrumpf") mit Witz und Spott diese Verkehrtheit bekämpften. Dagegen hielt sich der Wiener Bühnendichter ^Ä-i^Deinhardstcin von dieser Richtung fern, indem er seine meisten Dramen aus g-?°i8A ruhiger geschichtlicher Grundlage aufbaute. Alfred Meißner, geboren 1822 in Teplitz, Enkel des ältcrn Romanschriftstellers und Dramatikers Aug. Gottl. Meißner (ch 1807), hat durch seine epische Dichtung „Ziska" zuerst Stellung ge nommen unter den Freiheitsdichtern der Zeit, wie sein Landsmann Moritz Hart mann. Dann hat er in einigen Dramen („das Weib des Urias"; „Reginald Armstrong") Ansichten vorgeführt, welche mit den herkömmlichen Rechtsbegriffe» und sittlichen Traditionen in bedenklichem Widerspruch stehen, und endlich in einer Reihe von Romanen, unter denen „Sansara", die figuren- und farbenreiche Gc- schichte eines modernen Don Juan, den meisten Beifall gesunden hat, verschiedene Gebiete der religiösen und politischen Zeitfragen berührt („Zur Ehre Gottes"; „Schwarzgelb"; „die Kinder Roms" u. a.) Lidiih 2os. Christ. Freiherr von Zedlitz, geb. 1790 zu Johannesberg im österreichi schen Schlesien, trat als sechzehnjähriger Jüngling in Kriegsdienste und machte den Feldzug von 1809 mit, wählte aber nachher die diplomatische Laufbahn. Seine lyri schen Gedichte, unter denen die obenerwähnten „Todtenkränze" und „die nächtliche Heer schau" die bekanntesten sind, zeichnen sich aus durch Schwung und Empfindung. Nicht minder berühmt sind seine dramatischen Dichtungen: „Turturell"; „zwei Nächte zu 460 6. Cultur- und Geistesleben in Deutschland.