456 0. Cultur- und Geistesleben in Deutschland. die größeren Romane „Kinder der Welt" und „Im Paradiese", sind ausgezcichiu' durch glatte und schöne Form, durch fließenden anmuthigcn Stil, durch GIcÄ' maß der Darstellung und durch klare anschauliche Charaktcrzcichnung. Vorzüge theilen auch seine dramatischen und seine lyrischen Dichtungen: dat Preisdrama „die Sabinerinnen"; die Schauspiele „Elisabeth Charlotte"; „Ha"- Lange"; „Kolberg" u. a. und die seclenvollen „Verse aus Italien". Am weitesten in der conservatwcn und rückläufigen Richtung ging LM ^'d^dvon Redwitz, der Erneuerer mittelalterlicher Romantik und MinncseluM ein junger, in Franken geborener, in Rheinbaicrn hcrangcwachscner Dichio dessen (mit Kinkel's „Otto der Schütz" verwandtes) Epos „Amaranth" groß!" Beifall gefunden und dem Dichter wegen der darin zur Schau getragenen fm"' men katholischen Gesinnung und kirchlichen Gläubigkeit Lohn und Ehre gebracht hat. Künstlerische Anlage und dichterische Gewandtheit läßt sich nicht verkenne" aber in den weichen, verschwommenen Tönen und der empfindsamen StinnM vermißt man Kraft und Natur. Noch mehr trat die matte, sentimentale N"' mantik des frommen Sängers in seiner dramatischen Dichtung „Sigelinde" >» ihrer ganzen Blöße zu Tage, während die in neuester Zeit auf den bedeutende«» Bühnen zur Aufführung gelangten Schauspiele „Philippine Welser" und d« „Zunftmeister von Nürnberg" nicht unverdiente Anerkennung gefunden. D"- neueste Stück dagegen, „der Doge von Venedig" führt einen grausenhaften N" halt voll Unnatur und teuflischer Bosheit in einer pomphaften Sprache v"« In dem Roman „Hermann Stark" werden an einem biographischen Faden b»« gerliche und studentische Lebcnserscheinungen und Lebenswege in ruhiger ObM vität dargestellt. Das neue deutsche Reich begrüßte Redwitz mit vaterländische Gesinnung in schwungvollen Versen und erntete dafür huldvolle Dankschttibe vom Kaiser selbst, von dem Reichskanzler und von Moltke. Georg Hcrwcgh, geb. zu Stuttgart am 31. Mai 1817, studirte ansan^ '-^'Theologie auf der Universität Tübingen, begab sich aber vor Beendigung der Studi!« nach Stuttgart, wo er an der von A. Lewald herausgcgebcncn Zeitschrift „Europa Mitarbeiter wurde. Um sich dem lästigen Militärdienst zu entziehen, verließ er u^ einiger Zeit Würtemberg und flüchtete sich nach der Schweiz. Hier führte er als M arbeitcr an Wirth's „Volkshalle" ein kümmerliches unbemerktes Leben, bis seine M dichte eines Lebendigen", die nacheinander siebenmal aufgelegt wurden, die Blicke o»! ihn lenkten, so daß seine Reise durch Deutschland im Jahre 1842 ein wahrer Triumph' zug für ihn war. Selbst König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen erthciltc ihm Audienz, erkannte aber bald, daß er ein Versehen begangen, als Hcrwcgh ihm """ Königsberg aus einen tactloscn Brief schrieb, in Folge desien die Ausweisung d« Dichters aus dem Königreich verfügt ward (S. 226). Durch seine Verhcirathung der Tochter eines reichen jüdischen Kaufmanns in günstigere Verhältnisse gesetzt, nah» er bald nachher seinen Aufenthalt in Paris. Seitdem sind seine schriftstellerischen un» dichterischen Leistungen von keiner Bedeutung gewesen. Hoffman Heinr. Ang. Hoffmann, geb. zu Fallersleben im Lüncburg'schcn im Np« 1798, studirte in Göttingen und Bonn altdeutsche Sprache und Literatur und bcu"!- schon im Jahre 1821 durch seine „Lieder und Romanzen" wie durch seine etwas späN